Stichtag

13. August 2006 - Vor 485 Jahren: Hernán Cortés erobert Tenochtitlán

"Ihre Kriegstracht und ihre Waffen sind ganz aus Eisen gemacht. Sie werden von Hirschen auf dem Rücken getragen, wohin sie wollen. Auf diesen Hirschen sind sie hoch wie Dächer. Ihre Körper sind ganz verborgen, nur ihre Gesichter sind nicht bedeckt. Ihre Haut ist weiß, wie aus Kalk gemacht." Was die Kundschafter dem König Moctezuma berichten, stürzt den Herrscher des Aztekenreiches in größte Verwirrung: Kehren die Götter zurück, wie es für das Ende der Zeiten geweissagt ist? Wer sind die Eindringlinge, die sich von der Küste her der Hauptstadt Tenochtitlán nähern?Es sind 663 spanische Männer unter der Führung des kleinen Adligen Hernán Cortés. Sie führen 16 Pferde mit sich, zehn Feldgeschütze und vier kleine Kanonen - eine lächerliche Truppe gegenüber der größten Militärmacht Amerikas. Moctezuma empfängt die Fremden zögerlich in seiner Stadt. Die sind überwältigt: Tenochtitlán liegt inmitten eines Sees, auf lauter Inseln, mit Dämmen verbunden - eine Großstadt mit Tempeln, Palästen und exakt geordneten Wohnvierteln mit Nutzgärten. Über 150.000 Menschen leben im Zentrum des Aztekenreiches. So große Städte kennen die meisten Abenteurer um Cortés nicht. Sie sind aus Kuba gekommen, haben sich befehlswidrig von einer Expedition abgesetzt, um das sagenhafte Gold auf dem Festland zu finden. Diese Stadt muss das gesuchte Eldorado sein. Bald führen sich die Gäste wie Herren auf. Sie erpressen immer mehr Gold, das ihnen der König aus Angst übergibt. Die Menschenopfer, die täglich zum Wohl des Reiches dargebracht werden, sind den Spaniern Vorwand genug, um mit den "heidnischen Teufeln" zu tun, was sie wollen.

Rache für die "traurige Nacht"

Schließlich überzieht Cortés: Er lässt Moctezuma gefangen nehmen und später töten. Aber der Putsch mitten in der Hauptstadt gelingt nicht. Die Azteken wehren sich jetzt gegen die Fremden. Unter großen Verlusten müssen die Spanier in der Nacht des 30. Juni 1520 fliehen. Später sprechen sie nur noch von der "traurigen Nacht". Nach der Niederlage bereitet Cortés seine Rache vor: Er gewinnt die von den Azteken beherrschten Tlaxcalteken als Verbündete. Auf ihrem Gebiet lässt er Schiffe bauen: 13 Brigantinen, die mühselig über Land zum See von Tenochtitlán geschafft werden. Mit 1.400 Kriegern belagert er die Stadt drei Monate lang. Inzwischen werden die Azteken durch die Pocken geschwächt, die fürchterlichste Waffe, die Cortés Leute eingeschleppt haben. Einer Epidemie der unbekannten Seuche fällt fast die Hälfte der Bevölkerung zum Opfer. Schließlich stürmen Cortés  Truppen die Stadt und richten ein Blutbad unter den Azteken an. Straße für Straße, Damm für Damm leisten die Einwohner erbitterten Widerstand. Tenochtilán wird vollständig zerstört. Am 13. August 1521 nimmt Cortés den neuen König Cuauhtémoc gefangen. Cortés wird Kommandant von "Neuspanien". Aus Tenochtitlán wird später Mexico City. Aus der traurigen Nacht für die Spanier ist ein trauriger Tag für die Azteken geworden.

Stand: 13.08.06