Stichtag

16. Juli 2006 - Vor 345 Jahren: In Schweden wird erstmals Papiergeld ausgegeben

Johann Palmstruch ist eine schillernde Figur der Finanzwelt. Eigentlich stammt er aus Livland und heißt Hans Wittmacher. In Holland hat er fünf Jahre im Gefängnis gesessen - angeblich, weil er das dortige Bankensystem ausspionierte. In Schweden gründet Palmstruch 1656 eine eigene Bank: die Stockholms Banco. Die Schweden haben es zu dieser Zeit schwer mit dem Geld: Weil es dem Land an Silber fehlt, gibt der Staat Kupferplatten als Münzen heraus. Kupfer ist aber weniger wert und weil man am Realwert-Charakter des Geldes festhält, wiegen in Schweden zehn Taler zwanzig Kilogramm. Da macht Palmstruchs Bank ein verlockendes Angebot: Sie tauscht die Kupferplatten gegen Papierscheine ein, auf denen ein fester Wert aufgedruckt ist. Bislang gab es solche Papiere nur personenbezogen, als Wechsel oder Kreditscheine. Das Papiergeld der Stockholms Banco  dagegen soll frei zirkulieren. Am 16. Juli 1661 kommen die ersten Banknoten Europas in Umlauf.

Die Leute vertrauen darauf, dass Palmstruch genau so viel Papiergeld ausgibt, wie er Kupferplatten erhält und lagert. Aber der Bankier druckt bald mehr Geld als die Bank an Gegenwert besitzt. Als das bekannt wird, wollen die Kunden ihr Kupfer zurück. Die Bank muss Konkurs anmelden. Palmstruch kommt ins Gefängnis, wird zunächst zum Tode verurteilt, später begnadigt. Der schwedische Staat übernimmt seine Bank und gründet per Parlamentsbeschluss 1668 die erste Staatsbank Europas: die Sveriges Rikes Ständers  Bank. Sie bleibt bei der Neuerung der Banknoten, garantiert aber nun, dass der Wert der Scheine nicht nur Schein ist. Palmstruch darf das noch erleben: Er wird 1669 aus der Haft entlassen. Zwei Jahre später stirbt er.

Stand: 16.07.06