Stichtag

02. September 2004 - Vor 80 Jahren: Daniel arap Moi wird geboren

"Dies ist ein historischer Tag, das kenianische Volk hat gesprochen", sagt Kenias Staatspräsident Daniel arap Moi, als bekannt wird, dass seine Partei, "Kenias Afrikanische Nationalunion" (KANU), die Wahlen am 29. Dezember 2002 verloren hat. Moi, der nach der Verfassung nicht mehr kandidieren durfte, hat bis zuletzt versucht, sein Regime an der Macht zu halten und im Hintergrund die Fäden zu ziehen. Doch sein Kandidat Uhuru Kenyatta, der junge und politisch unerfahrene Sohn des ersten kenianischen Staatspräsidenten Jomo Kenyatta, kann sich nicht durchsetzen. Mit über 60 Prozent der Stimmen wird Mwai Kibaki, der die oppositionelle "Nationale Regenbogenkoalition" (NARC) anführt, neuer Präsident. Damit geht eine Ära zu Ende: Nach 24 Jahren als Staatschef wird Moi aufs politische Altenteil abgeschoben. Seine KANU hat Kenia seit der Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Großbritannien im Jahr 1963 regiert.

Torotich arap Moi ("arap" bedeutet "Sohn von") wird am 2. September 1924 im kenianischen Sacho in der Nähe des Baringo-Sees als Sohn eines Kleinbauern geboren. Torotich besucht die Missionsschule und wird auf den Namen Daniel getauft. Er lässt sich zum Lehrer ausbilden und unterrichtet an seiner ehemaligen Schule. Die Mau-Mau-Bewegung, die unter der Führung von Jomo Kenyatta für die Unabhängigkeit kämpft, politisiert Moi. 1955 wird er Mitglied des Gesetzgebenden Rates der damaligen britischen Kolonie. 1978 folgt er Staatsgründer Kenyatta im Amt. Sein erklärtes Ziel ist die Politik der "Nyayo" (Fußspuren): Er will Kenyatta nachfolgen und dessen pro-westlichen Kurs beibehalten. Doch unter der Herrschaft Mois verarmt Kenia und wird zum Polizeistaat. Notstandsgesetze beschneiden die politischen Freiheiten. 1982 erklärt Moi Kenia zum Einparteien-Staat. Ein Putschversuch scheitert kurz darauf. Tausende Oppositionelle verschwinden, werden gefoltert und ohne Prozess eingesperrt. Moi betreibt einen immensen Personenkult. Sein Porträt wird auf Banknoten gedruckt und hängt in Amtsstuben und Geschäften. Es gibt keinen Ort, in dem nicht irgend etwas nach ihm benannt ist: Moi-Flughafen, Moi-Universität, Moi-Straße, Moi-Schule.
Dennoch ist Moi der Darling des Westens, Kenia gilt als kapitalistischer Musterknabe. Bis zum Fall der Mauer wird er reichlich mit Devisen versorgt - auch von der Bundesrepublik. Korruption und Vetternwirtschaft wuchern wie ein Krebsgeschwür: An vielen Deals ist die Moi-Clique beteiligt. Nichts geht ohne Schmiergeld. Kenias Bevölkerung nennt ihren Präsidenten "Wabenzi" (Suaheli für "Mercedes-Fahrer"). Er verfügt über ein 50 Millionen Dollar teures Privatflugzeug und gut gefüllte Schweizer Bankkonten. Doch Moi beteuert: "Ich liebe Kenia und ich habe nichts genommen, denn ich bin ein Christ." Dennoch interessieren sich seit dem Machtwechsel die Ermittler für ihn. "Moi muss uns zurückzahlen, was er uns gestohlen hat", fordert der Abgeordnete Koigi wa Wamere. Er habe unter dem "Diktator" 12 Jahre im Gefängnis gesessen, davon zwei Jahre in Einzelhaft.

Stand: 02.09.04