Folklegende Joan Baez (aus dem Dokumentarfilm "Woodstock - Three Days of Love and Music")

Stichtag

09. Januar 2006 - Vor 65 Jahren: Joan Chandos Baez in Staten Island geboren

Als Joan Baez am 9. Januar 1941 in Staten Island/New York geboren wird, arbeitet ihr Vater noch in der amerikanischen Rüstungsindustrie. Er ist mexikanischer Abstammung, die Mutter Schottin. Fast jährlich zieht die Familie um, bis der Vater sich den Quäkern anschließt, überzeugter Pazifist wird und seinen Dienst quittiert. Da ist Joan 14. Sie verweigert in der Schule die Teilnahme an Luftschutzübungen, beginnt ein Schaupielstudium - und singt. Mit 19 tritt sie beim Newport Folk-Festival auf und erhält einen ersten Plattenvertrtag. Das Album "Joan Baez" von 1960 wird eine der meistverkauften Folk-Platten überhaupt.

Als Baez im Gerde's Folk Café in Boston den jungen, noch recht unbekannten Musiker Bob Dylan trifft, ist sie schon eine Folk-Größe. "Bob sah aus wie ein Junge vom Land. Er weckte den Mutterinstinkt", erzählt sie. Sie singt seine Lieder, nimmt ihn mit auf Festvals, geht zusammen mit ihm auf Tour. Baez und Dylan werden ein Paar und zu Leitfiguren der Bürgerrechtsbewegung. 1963 singen sie beim "Marsch auf Washington" auf der Bühne neben Martin Luther King. "We shall overcome" von Pete Seeger, gesungen von Joan Baez, wird zur Hymne der Protestler. Aber Dylan will nicht weiter Politik machen. Auf seiner ersten Europatournee tritt er nur allein auf. Joan ist enttäuscht und verletzt. "Bob ist einer der schwierigsten Menschen, die ich je in meinem Leben getroffen habe", sagt sie. Das Traumpaar des Folk trennt sich.

Baez heiratat 1968 den linken Studentenführer David Harris. Beim Woodstock-Festival tritt sie hochschwanger auf,  singt das Gewerkschaftslied "Joe Hill". Ihr Sohn Gabriel lässt sie nicht ruhiger werden: 1971 wird "The night they drove old Dixie down" ihr größter Hit. Weihnachten 1972 verbringt sie aus Protest gegen den Vietnamkrieg in einem Luftschutzkeller in Hanoi. 1973 endet ihre Ehe mit David Harris. Baez engagiert sich bei Amnesty International, gründet ein eigenes Institut für Gewaltlosigkeit und die Menschenrechtsorganisation "Humanitas", nimmt an Friedensdemonstrationen in Nordirland und an Ostermärschen der deutschen Friedensbewegung teil, wo sie auch deutsch singt: "Sagt mit, wo die Blumen sind ..."

In den 80er Jahren wird es ruhiger um Joan Baez. Sie lebt auf einer Farm in Kalifornien, schreibt ihre Autobiografie, geht noch einmal mit Bob Dylan auf Tournee. Mit Konzerten unterstützt sie die Bürgerbewegung in Osteuropa. 1993 erscheint ein neues Album von ihr mit Liedern junger Songwriter, das wie ein Comeback gefeiert wird. Ihr jüngstes Album widmet sie 2003 dem Bush-Kritiker Michael Moore. Auch mit 65 wird sie wieder auf Tournee gehen, u. a. nach Deutschland.

Stand: 09.01.06