Stichtag

14. Februar 2006 - Vor 75 Jahren: "Dracula" mit Bela Lugosi hat Premiere

Bela Lugosi ist Dracula. So häufig wie kein anderer hat der gebürtige Ungar den berühmten Vampir aus Transylvanien auf den Theatern des Broadway zum besten gegeben. Sein rollendes "R" und sein durchdringender Blick aus stechenden Augen versetzen das Publikum gleichermaßen in Verzückung. Dann kommt Lugosi zu Ohren, dass der Universal-Gründer Carl Laemmle eine Neuverfilmung plant. Als sich die ursprüngliche Besetzung Lon Chaney als überaus sterblich erweist, wittert Lugosi seine Chance. Er spricht bei Laemmle vor und bekommt die Rolle. Am 14. Februar 1931 hat "Dracula" unter der Regie von Tod Browning Premiere. Das Gruseln im Publikum ist groß.Lugosi spielt den Grafen aus Transsylvanien mit berauschend diabolischem, exotischem Charme, als gespenstischen Gentleman im Fledermausfrack. Wenn er auf der Leinwand erscheint, fallen die Zuschauerinnen angeblich reihenweise in Ohnmacht. Kein Wunder: Denn der Schauspieler verleiht der morbiden Story einen erotischen Reiz. Jeder Biss in Damenhälse soll wie ein intimer Kuss erscheinen. Damit im prüden Amerika trotzdem keiner Anstoß nehmen kann, verwendet der deutsche Kameramann Karl Freund, der schon für die expressionistische Bildsprache im Untoten-Klassiker "Nosferatu" (1922) verantwortlich zeichnete und in "Dracula" mit seiner mobilen Kamera Maßstäbe setzt, einen simplen Trick: Immer, wenn die Frauen willenlos in Lugosis Arme sinken, verdunkelt ein schwarzer Vampirumhang die Leinwand.

Ein Segen sei die Rolle des Dracula für ihn gewesen, wird Bela Lugosi später sagen - ein Segen und ein Fluch zugleich: Denn der Schauspieler verschmilzt auch im wahren Leben mit der von ihm verkörperten Figur. Lugosi betont, selbst aus dem Land der Vampire zu kommen und der Sohn eines Barons zu sein. Das sorgsam antrainierte rollende "R" kultiviert er weiter. Als Amerika am Gruseln das Interesse verliert, lässt Hollywood den Star von damals fallen. Alkohol- und Drogenexzesse machen Lugosi zu einem Schatten seiner selbst. Nun wankt er selbst als Untoter durch die Filmlandschaft; einer seiner Streifen wird als schlechtester Film aller Zeiten ausgezeichnet. Und trotzdem: Als Lugosi 1956 stirbt, ist er zum Inbegriff des Dracula geworden: Daran können auch die inzwischen über 200 Neuverfilmungen nichts ändern.

Stand: 14.02.06