Die Fahne von Pakistan (amtlich: Islamische Republik Pakistan)

Stichtag

20. Dezember 2006 - Vor 35 Jahren: Zulfikar Ali Bhutto wird Staatspräsident Pakistans

"Islam ist unser Glaube, Demokratie ist unsere Politik, Sozialismus ist unsere Wirtschaft, alle Macht dem Volke", lautet der Slogan der Pakistanischen Volkspartei (PPP), die Zulfikar Ali Bhutto 1967 gründet.

Er stellt sich damit an die Spitze der landesweiten Demokratiebewegung. Doch hinter den Kulissen ist Bhutto ein skrupelloser Machtpolitiker: "Er hat die Partei als Instrument für seinen eigenen Aufstieg angesehen", sagt Citha Maaß von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin. "Es ging ihm nicht darum, eine demokratische Partei aufzubauen." Im Gegenteil: In den 70er Jahren lässt er Parteifreunde einschüchtern, verhaften und ermorden. Über 20 Jahre lang ist Bhutto eine prägende Figur der pakistanischen Politik, von seinem ersten Ministerposten 1958 bis zu seiner Hinrichtung 1979.

Der am 5. Januar 1928 geborene Bhutto stammt aus einer einflussreichen Dynastie von Großgrundbesitzern und Politikern in der südlichsten pakistanischen Provinz Sindh. Nach der Schulausbildung in Bombay geht der 19-Jährige in die USA. Er studiert Politikwissenschaften in Berkeley und Jura im britischen Oxford. 1951 heiratet er die persisch-stämmige Tochter eines Seifenfabrikbesitzers aus Bombay. Zwei Jahre später kommt das erste von vier Kinder zur Welt, Benazir Bhutto. 1957 beginnt die politische Karriere Bhuttos als Mitglied der pakistanischen UN-Delegation in New York. Ein Jahr später wird er Wirtschaftsminister im ersten Kabinett des Militärdiktators Ayub Khan. Als es 1965 mit Indien zum zweiten Krieg um die geteilte Kaschmir-Region kommt, ist Bhutto Außenminister. Da ihm das Friedensabkommen mit Indien missfällt, tritt Bhutto zurück und widmet sich dem Aufbau seiner PPP. 1971 kommt es nach einem Bürgerkrieg unter Beteiligung Indiens zur Abspaltung von Pakistans Osten, der unter dem Namen Bangladesh wenig später unabhängig wird. Bhutto profitiert von dieser militärischen Niederlage: Er wird am 20. Dezember 1971 in Islamabad als Staatspräsident Rest-Pakistans vereidigt.

In Verhandlungen gelingt es Bhutto, von Indien besetzte Gebiete zurück zu bekommen. Die über 90.000 pakistanischen Gefangenen kommen 1974 frei, ohne dass sich die Soldaten für die begangenen Kriegsverbrechen verantworten müssen. Das gegenseitige Misstrauen zwischen Indien und Pakistan bestimmt weiter das Verhältnis der beiden Staaten. Im Mai 1974 testet Indien zum ersten Mal Atombomben, was Bhutto zum Anlass nimmt, selbst ein Atomwaffenprogramm zu initiieren. Pakistan  befindet sich in einer Dauerkrise. Bhutto regiert das Land wie ein Feudalherr. "Für ihn war es selbstverständlich, dass er sich den anderen überlegen fühlte und sie ihm zu gehorchen hatten", sagt SWP-Mitarbeiterin Maaß. Bhuttos Truppen unterdrücken die Autonomiebewegung in der Provinz Belutschistan. Es kommt zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen. Bhuttos sozialistische Wirtschaftsreformen werden von der Oberschicht abgelehnt. Islamisten wollen das islamische Recht, die Scharia, installieren. 1977 putscht schließlich das Militär gegen Bhutto. General Zia ul-Haq lässt ihn verhaften. Zwei Jahre später wird Bhutto trotz internationaler Proteste gehängt. Elf Jahre lang herrscht Zia ul-Haq als Militärdiktator über Pakistan. Er islamisiert die Gesellschaft und führt Körperstrafen wie Handabhacken für Diebstahl und Straßenraub ein. Erst nach Zias Tod finden 1988 wieder Wahlen statt, die Bhuttos Tochter Benazir gewinnt. Sie wird die erste weibliche Regierungschefin eines islamischen Staates.

Stand: 20.12.06