Stichtag

24. November 2006 - Vor 180 Jahren "Pinocchio"-Erfinder Carlo Collodi geboren

An seinem "Pinocchio" hat Carlo Collodi keine Freude. Nur weil ihn Spielschulden drücken, hat er den Auftrag angenommen, eine Fortsetzungsgeschichte für eine Kinderzeitung zu schreiben. Die Arbeit an der Geschichte von der frechen Holzpuppe, die nach allerlei Irrungen und Wirrungen zum liebenswerten Knaben mutiert, wird dem faulen Autor bald zur Qual. Die erste Episode übersendet er mit einem Begleitbrief an den Redaktionssekretär: "Ich schicke dir diese Kinderei, mach damit, was dir gut dünkt", heißt es darin. "Aber wenn du sie drückst, dann zahl sie mir gut, damit ich auch Lust habe, sie fortzusetzen."Collodi wird am 24. November 1826 als erstes von zehn Kindern unter dem Namen Carlo Lorenzini in Florenz geboren. Die Mutter ist Dienstmädchen, der Vater Koch im Hause eines Adeligen, der auch die Ausbildung des talentierten Knaben und sein Studium der Philosophie und Rhetorik unterstützt. Die Mischung aus Bäuerlichem und Städtischem, volksnahen und herrschaftlichen Elementen in "Pinocchio" verdankt sich diesem gemischten Milieu. Der junge Carlo wächst zu einem ebenso angesehenen wie freiheitsliebenden Journalisten und Zeitungsmacher heran. 1848 nimmt er an den Unabhängigkeitskriegen gegen Österreich teil. Mehrfach kommt er mit der Obrigkeit in Konflikt, weshalb er sich nach dem Geburtsort seiner Mutter "Collodi" nennt.

Doch Collodis kindliche Leser protestieren, der Autor muss seine Schöpfung wieder zum Leben erwecken. Die Geschichte wird fortgesetzt. Nun pflanzt Collodi seinem Helden den Wunsch ein, ein normaler Junge zu werden. Eine Fee erscheint, die ihm bei seiner Läuterung helfen soll. Sie zaubert ihm die berühmte lange Lügennase an, die ihn ermahnen soll, die Wahrheit zu sprechen. Auf diese Weise entsteht eine der beliebtesten Kindergeschichten der Weltliteratur. Collodi stirbt 1890 an einer Lungenentzündung in Florenz.Unter diesem Pseudonym erscheint auch Collodis "Pinocchio", dessen Anarchismus und Brutalität bisweilen gar nicht für sensible Kinderohren gemacht zu sein scheint. Nicht nur, dass die Pinienholzpuppe sich weigert, zur Schule zu gehen, und Streiche ausheckt, die ihren gutmütigen "Vater" Meister Geppetto fast in den Wahnsinn treiben. Sie wird auch von einem Puppenspieler namens Feuerfresser fast bei lebendigem Leibe gebraten. Überhaupt hat Collodi das mörderische Verlangen, sein ungeliebtes Kind möglichst schnell loszuwerden. In der 15. Episode lässt er es von seinen spitzbübischen Gefährten, dem Fuchs und der Katze, ermorden.

Stand: 24.11.06