Stichtag

07. Februar 2006 - Vor 100 Jahren: Chinas letzter Kaiser Pu Yi geboren

Er ist der Großneffe der Kaiserin Ci-Xi und wird noch kurz vor deren Tod zum Nachfolger bestimmt: Pu Yi ist noch nicht ganz drei Jahre alt, als er den Kaisernamen Xuan Tong erhält. Ab jetzt lebt er in der "Verbotenen Stadt", den kaiserlichen Palästen in Peking, umgeben von 3.000 Eunuchen und gelenkt von Beamten, die eine korrupte Politik machen und den minderjährigen Kaiser von der Wirklichkeit im Land abschotten. Ein britischer Lehrer, Reginald Fleming Johnston, bringt ihm westliche Ideen bei. Pu Yi findet künftig einen Füllfederhalter fortschrittlicher als einen Tuschegriffel. Aber er lernt nicht einmal, sich selbst die Schuhe zuzubinden.Als er 18 Jahre alt ist, vertreiben bürgerliche Revolutionäre Pu Yi aus dem Palast. Die Geschichte des zweieinhalb Jahrtausende alten Kaiserreiches China ist zu Ende. Pu Yi flieht in die japanisch besetzte Mandschurei und verbündet sich mit dem Feind, der in China furchtbare Massaker an der Bevölkerung begeht. Der Ex-Kaiser hofft, dass ihn die Japaner wieder auf den Thron bringen und spielt dafür ihren Marionettenkaiser in den besetzten Gebieten.

Bei Kriegsende gerät der Letzte der Qing-Dynastie zunächst in sowjetische Kriegsgefangenschaft, dann ab 1949 in die Hände der nun in China herrschenden Kommunisten. Mao lässt ihn neun Jahre lang in einem Lager umerziehen, angeblich mit Erfolg. Ob die Memoiren, in denen Pu Yi sich als neuen, geläuterten Menschen darstellt, allerdings echt oder diktiert sind, bleibt unklar. Der letzte Kaiser ist wieder ein Instrument in Händen anderer, jetzt für die Maoistische Propaganda. 1960 wird er frei gelassen, darf hier und da öffentlich auftreten und seine Unterstützung der Volksrepublik dokumentieren. Im Oktober 1967 stirbt Pu Yi an Nierenkrebs.

Stand: 07.02.06