Stichtag

24. April 2006 - Vor 115 Jahren: Helmuth Graf von Moltke stirbt

Er ist ein Mann von Welt: Aufgewachsen im dänischen Holstein, dient der im Jahr 1800 geborene Helmuth Graf von Moltke zunächst in der dänischen Armee. Als Berater des osmanischen Sultans bereist er die Türkei und den nahen Osten, kommt aber auch nach Frankreich, England, Spanien, Italien und Russland. Später bringt er es im Dienst Preußens bis zum General, bleibt aber lange recht unbekannt - bis er 1859, schon der Pensionierung nahe, zum Chef des Generalstabs ernannt wird. Sieben Jahre später erringt er den berühmten Sieg über die Österreicher beim böhmischen Königgrätz.Dabei nimmt Moltke gar nicht an der Schlacht teil. Er organisiert Mobilmachung und Taktik von Berlin aus, nutzt Telegrafenleitungen und Eisenbahnverbindungen. Erst zwei Tage nach dem Sieg besucht er das Schlachtfeld. Sein zweiter großer Triumph, der ihn zum deutschen Militär-Mythos macht, ist der Sieg gegen die Franzosen in Sedan. Moltke schickt seine Truppen 1870 in Eisenbahnwaggons dem Feind entgegen. Die Franzosen sind schon von Fußmärschen erschöpft, als die Deutschen sie an der belgischen Grenze schlagen.

Im nach dem Krieg gegründeten deutschen Kaiserreich streitet sich Moltke mit Reichskanzler Otto von Bismarck um die Kompetenzen in der Militärpolitik. Er setzt den direkten Zugang der Militärs zum Kaiser durch, vorbei an Parlament und Regierung. Moltke treibt damit eine verhängnisvolle Entwicklung hin zum 1. Weltkrieg voran, obwohl er die moderne Kriegsführung fürchtet. "Man führe doch keine Völker gegeneinander! Das ist kein Fortschritt, sondern Rückschritt zur Barbarei", sagt er. Moltke stirbt 90-jährig am 24. April 1891. Sein Urgroßneffe Helmut James von Moltke stirbt 1945, ermordet als Widerstandskämpfer gegen die Barbarei Hitlers. Sein "Kreisauer Kreis" trifft sich heimlich auf dem Gut der Familie, das der Urgroßonkel von seiner Belohnung nach dem Sieg von Königgrätz kaufte.Stand: 24.04.06