Stichtag

03. September 2006 - Vor 60 Jahren: Sozialistischer Deutscher Studentenbund gegründet

1966: in Bonn übernimmt mit Kurt Georg Kiesinger (CDU) eine Große Koalition die Regierung. Sie sei "der hoffnungslose Versuch herrschender Oligarchien, die Probleme des Systems zu lösen", analysiert Rudi Dutschke. Dabei stoße sie "immer häufiger auf objektive Schranken". Dutschke ist Sprecher des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS), eine der treibenden Kräfte der Außerparlamentarische Opposition (APO).Entstanden ist der SDS bereits 1946: Der Gründungskongress wird am 3. September in Hamburg eröffnet. Die 90 Teilnehmer, darunter 15 Studentinnen, kommen aus den Universitäts- und Hochschulorten der drei westlichen Besatzungszonen. Während des Treffens wird heftig über das Verhältnis des SDS zur SPD debattiert. Der SPD-Vorsitzende Kurt Schumacher spricht sich als Gastredner für die Unabhängigkeit der beiden Organisationen aus, da manche Mitglieder des SDS "noch nicht reif für die Partei" seien. Schließlich lehnt der Kongress ein förmliches Bekenntnis zur SPD ab. Dennoch sind viele Mitglieder des SDS den Sozialdemokraten verbunden. Darunter sind auch der spätere Bundeskanzler Helmut Schmidt, der 1947 zum SDS-Vorsitzenden gewählt wird, sowie John van Nes Ziegler, der als Kölner Oberbürgermeister und NRW-Landtagspräsident bekannt wird.

Ende der 50er Jahre kommt es zum Konflikt zwischen SPD und SDS: Die SPD verabschiedet das Godesberger Programm und orientiert sich zur politischen Mitte, während sich im SDS eine linkssozialistische Mehrheit durchsetzt. 1961 beschließt der Parteivorstand die Unvereinbarkeit der Mitgliedschaften in SPD und SDS. Die Studenten gehen auf die Straße und demonstrieren gegen den Vietnamkrieg, die Notstandsgesetze und das Establishment. Doch schon bald eskaliert die Situation: Bei einer Anti-Schah-Demonstration in Berlin erschießt am 2. Juni 1967 ein Polizist den Studenten Benno Ohnesorg. Knapp ein Jahr später wird Rudi Dutschke bei einem Attentat lebensgefährlich verletzt. SDS-Mitglied Ulrike Meinhof geht später in den Untergrund und wird zur Mitbegründerin der Rote Armee Fraktion (RAF). Nach inneren Flügelkämpfen löst sich der SDS im Frühjahr 1970 auf.

Stand: 03.09.06