Stichtag

16. Januar 2006 - Vor 75 Jahren: Johannes Rau wird geboren

Oberbürgermeister, Ministerpräsident, Bundespräsident: Der Sozialdemokrat Johannes Rau hat in seiner politischen Karriere fast alles erreicht. Nur Bundeskanzler ist er nicht geworden - aber immerhin Kandidat. "Ich habe meine politische Arbeit immer so verstanden, dass ich versucht habe, Menschen zusammenzuführen. Das war mir wichtiger, als Gedankengebäude zu errichten", sagt Rau. Er traue sich zu, Menschen "unterschiedlicher Stärken und Schwächen so zu einem Team zu binden, dass daraus ein harmonisches und erfolgreiches Spiel wird."Johannes Rau wird am 16. Januar 1931 in Wuppertal-Barmen als Sohn des Predigers Ewald Rau und seiner Ehefrau Helene geboren. Er ist das dritte von insgesamt fünf Kindern. Während der Schulzeit engagiert er sich in Bibelkreisen. Von der Bekennenden Kirche übernimmt er sein Lebensmotto: "Ich halte stand, weil ich gehalten werde." Das Gymnasium verlässt Rau ohne Abitur. 1949 beginnt er eine Lehre als Verlagsbuchhändler und arbeitet als Journalist. Drei Jahre später wird Rau Mitglied der "Gesamtdeutschen Volkspartei" ( GVP) von Gustav Heinemann, die sich für die deutsche Einheit einsetzt. Als die  GVP 1957 aufgelöst wird, tritt Rau zusammen mit seinem politischen Mentor Heinemann in die  SPD ein. In seiner Heimatstadt wird Rau Stadtverordneter, Vorsitzender der  SPD-Fraktion und Oberbürgermeister.In den nordrhein-westfälischen Landtag wird Rau erstmals 1958 gewählt. Er übernimmt den Vorsitz der SPD-Fraktion, wird Wissenschafts- und Forschungsminister und NRW-SPD-Landesvorsitzender. 1978 wählt ihn der Landtag zum Regierungschef. Bis 1998 geht die SPD unter seiner Führung in NRW jeweils als stärkste Partei aus den Landtagswahlen hervor. Dann - nach 20 Jahren an der Spitze des Bundeslandes - tritt Rau als "Landesvater" und Vorsitzender der NRW-SPD zurück. Auch in der Bundespolitik ist "Bruder Johannes" ein bestimmender Faktor: Ab 1968 gehört er dem SPD-Bundesparteivorstand an, ab 1978 dem Parteipräsidium. Vier Jahre später wird er Nachfolger von Helmut Schmidt als stellvertretender SPD-Chef. 1987 scheitert er als Kanzlerkandidat gegen Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU).

Raus Versuch, 1994 Bundespräsident zu werden, misslingt ebenfalls. Er unterliegt dem damaligen Unionskandidaten Roman Herzog. Doch fünf Jahre später setzt sich Rau durch und wird zum achten Bundespräsidenten Deutschlands gewählt. In dieser Funktion spricht er im Februar 2000 als erster deutscher Politiker vor der Knesset, dem israelischen Parlament: "Ich bitte um Vergebung für das, was Deutsche getan haben. Für mich und meine Generation, um unserer Kinder und Kindeskinder willen, deren Zukunft ich an der Seite der Kinder Israels sehen möchte." Nach gesundheitlichen Problemen verzichtet Rau auf eine zweite Amtszeit. In seiner letzten Rede als Bundespräsident warnt er am 12. Mai 2004 die Politik vor einer tiefen Vertrauenskrise in der Bevölkerung.

Stand: 16.01.06