Stichtag

24. Juni 2006 - Vor 15 Jahren: Ruhrbischof Franz Hengsbach stirbt in Essen

Als Franz Hengsbach Seelsorger im Ruhrgebiet wird, gibt es noch kein Bistum Essen. Der 1910 im sauerländischen Dorf Velmede geborene Bauernsohn studiert in Paderborn. Dort wird er 1937 zum Priester geweiht. Seine erste Pfarrei liegt in Herne-Baukau. Viele seiner Katholiken stammen aus Polen. Also lernt Pfarrer Hengsbach polnisch. Das hat Folgen: Später als Bischof wird Franz Hengsbach für die Kontakte zur polnischen Kirche zuständig. Dadurch lernt er den Krakauer Kardinal Karol Wojtyla kennen. Als Papst Johannes Paul II. ernennt er Hengsbach 1988 zum Kardinal.Dreißig Jahre zuvor wird das Ruhrbistum Essen gegründet und Hengsbach, seinerzeit Weihbischof in Paderborn, wird der erste Ruhrbischof. Als Motto wählt er den Spruch "Nah bei den Menschen". Statt eines Diamanten lässt er sich ein Stück Ruhrkohle in den Bischofsring pressen. Hengsbach wird ein Botschafter des Reviers: Als einer der meist interviewten Prominenten aus NRW wirkt er für ein besseres Image der Region. Der Workaholic  gründet Schulen und Hilfswerke, setzt sich gegen Entlassungen und für Ausbildungsplätze ein und betreibt 1977 die Gründung des "Initiativkreises Ruhrgebiet".

Innerkirchlich gilt der volksnahe Bischof als Konservativer. In den 70er Jahren kritisieren ihn Theologen wie Karl Rahner, weil Hengsbach sich als Gründer des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat vehement gegen die dort entstandene "Theologie der Befreiung" ausspricht. Zu Hause ist Hengsbach dagegen ein durchaus politisch und sozial engagierter Bischof. Und ein Fußballfan: Hengsbach kann ungefährdet zu Schalke 04 halten, denn Dortmund gehört zum Bistum Paderborn. Der Schalker Torwart Jens Lehmann erinnert sich: "Wir waren des öfteren gemeinsam im Gelsenkirchener Parkstadion, er auf der Ehrentribüne und ich im Tor."Erst im Februar 1991 geht Franz Hengsbach als dienstältester Bischof Deutschlands in den Ruhestand. Am 24. Juni 1991 stirbt er in Essen, 80 Jahre alt.

Stand: 24.06.06