Stichtag

30. Juni 2005 - Vor 40 Jahren: Eröffnung der Ruhr-Universität Bochum

Die Ruhr-Universität startet mit großen Erwartungen: "Der heutige Tag, der 30. Juni 1965, wird als ein denkwürdiger Tag in die Geschichte des Landes Nordrhein-Westfalen eingehen", sagt der damalige Ministerpräsident Franz Meyers (CDU) in seiner Eröffnungsrede. Bochum wird Universitätsstadt. Erstmals in der Bundesrepublik wird eine Hochschule neu gebaut. Der Historiker Hans Stallmann spricht von einer "Kulturrevolution für das Ruhrgebiet". Denn die Maxime von Kaiser Willhelm II. - "Keine Kasernen und keine Studenten im Ruhrgebiet" - sei Jahrzehnte lang befolgt worden. Zum Zeitpunkt der Gründung studieren etwa fünf Prozent eines Jahrgangs an deutschen Hochschulen. "Im Ruhrgebiet waren es noch viel weniger", sagt Stallmann. "Und jetzt kommt diese Ruhr-Universität und ermöglicht es Kindern aus Arbeiterfamilien, ein Studium aufzunehmen - was ja auch tatsächlich passiert ist."

Auf der grünen Wiese entsteht ein Campus nach angelsächsischem Vorbild. Statt Fakultäten sollen Abteilungen eng miteinander zusammenarbeiten. Neue Studiengänge werden eingeführt: Sozialwissenschaften, Wirtschaftswissenschaften und das Ingenieursstudium. Alle Hochschulangehörigen sollten mehr mitbestimmen können. Die Architektur der 14 Hochbauten aus dunkel-, mittel- und hellgrauem Sichtbeton ist funktional. Die riesigen Hörsäle liegen teilweise mehrere Etagen unter der Erdoberfläche. 10.000 Studenten sollen ursprünglich in der Mammut-Hochschule Platz finden, mittlerweile studieren fast 32.000 Menschen in Bochum. Viele Pläne scheitern nach und nach an der Realität des Massenbetriebs. Studenten kritisieren vielfach die "inhumane Betonwüste". Geblieben ist eine Bildungsfabrik am Stadtrand, die nach Feierabend leer steht.


Stand: 30.06.05