Stichtag

16. Mai 1990 - Muppet-Erfinder Jim Henson gestorben

Ein abgenutzter Regenmantel aus dem Kleiderschrank der Mutter: Das ist der Stoff, aus dem man Kinderträume basteln kann. Dies gilt zumindest dann, wenn man Jim Henson heißt und selber Träume hat. Seit frühester Kindheit ist Henson von Marionetten, Stab- und Fingerpuppen fasziniert. Als ein lokaler Fernsehsender 1950 einen Puppenspieler sucht, wittert der 14-jährige Junge aus Greenville (USA) seine Chance. Er zerschneidet das mütterliche Kleidungsstück und klebt zwei Pingpong-Bälle als Augen auf. Die erste Fassung von Kermit  ist geboren – und sorgt als Regenmantel-Frosch schon bald für Sonnenschein in US-amerikanischen Kinderstuben.
In neuem, professionellerem Gewand schafft Kermit mit dem Krümelmonster, mit Ernie und Bert 1969 den Sprung aus der Provinz ins Rampenlicht der Welt. In 140 Länder verkauft Henson seine "Sesamstraße". Als Kermit größer wird, zieht er in die "Muppet-Show". Gemeinsam mit der Schweine-Diva Miss Piggy, den nörgelnden Greisen Waldorf und Stadler, dem durchgeknallten Hühnerfetischisten Gonzo und dem erfolglosen Varietè-Komiker Fozzy-Bär versucht er, im alltäglichen Bühnenchaos zu bestehen. In nur drei Jahren erreichen die Muppets 253 Millionen Erwachsene rund um den Globus. Der Träumer von einst ist längst zur eigenen Traumfabrik mit 135 Mitarbeitern geworden.

Für die wichtigsten der rund 400 Figuren aus der "Muppet-Show" erfindet Henson gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Frank Oz eigene Lebensläufe. Miss Piggy etwa ist nach dem frühen Tod des Vaters bei einer lieblosen Mutter aufgewachsen: Zum Überleben blieb ihr nur die Teilnahme an Schönheitswettbewerben. Von Hensons eigenem Leben hingegen erfährt das Publikum nur wenig. Der scheue Herr der Puppen zieht lieber im Hintergrund die Fäden. Henson stirbt am 16. Mai 1990 mit 54 Jahren an einer Infektion in New York City. Er hinterlässt unsterbliche Figuren - und ein Stück Regenmantel.


Stand: 16.05.05