Stichtag

01. Januar 2005 - Vor 30 Jahren: Eröffnung des "Internationalen Jahres der Frau"

Gegen Aktionen der Frauenbewegung wehren sich Männer gern mit Witzen. So ist es auch 1975, als die  UN das "Internationale Jahr der Frau" ausrufen. Erinnert das nicht allzu sehr an ähnliche Jahre des Baumes oder des Pferdes? Und außerdem fragt mann sich, ob frau so ein Jahr überhaupt noch braucht: Die Gleichberechtigung ist doch in der UN-Charta von 1948 und im deutschen Grundgesetz von 1949 festgeschrieben.Das Motto der Kampagne, die eine ganze "Dekade der Frau" (bis 1985) einleitet, lautet sehr allgemein: "Gleichberechtigung, Entwicklung, Frieden". Jenseits von Grundrechten, die auf dem Papier stehen, soll das Jahr den Kampf gegen mitunter staatlich tolerierte Gewalt an Frauen vorantreiben: gegen Vergewaltigung im Krieg und sexuellen Missbrauch in der Ehe, gegen Genitalverstümmelungen und Witwenverbrennungen, gegen Frauenhandel und Zwangsprostitution.

In Deutschland werden diese Themen 1975 allerdings noch kaum diskutiert. Es geht eher um die Frage, wer den Müll runter trägt. Und Kritiker meinen, das Jahr habe vor allem dazu geführt, dass 1976 keiner mehr etwas über Frauenthemen hören wollte. Die UN-Generalversammlung beschließt während ihrer Frauendekade 1979 eine Konvention zu den Frauenrechten. Erst vier Jahre später erhält das Vertragswerk ein Zusatzprotokoll, das Klagen von Frauen vor einem UN-Ausschuss ermöglicht. Gerade einmal 50 Staaten unterzeichnen das Protokoll, das bislang kaum praktische Folgen hat. Allerdings verurteilt das Jugoslawien-Tribunal des Internationalen Gerichtshofs in den 1990er Jahren einzelne Täter wegen sexueller Gewalt im Krieg – erstmals in der Rechtsgeschichte.


Stand: 01.01.2005