Stichtag

31. Juli 2005 - Vor 75 Jahren: Deutsches Milchgesetz tritt in Kraft

Was ist drin in unserer Milch? Lauter gute Sachen, sollte man meinen: tierisches Eiweiß, Kalzium und Lactose. Da kann man heute ziemlich sicher sein. Denn Milch ist eines der am besten kontrollierten Nahrungsmittel in Europa.Aber das war nicht immer so. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts kommt die Milch keineswegs direkt aus dem Euter einer Kuh. Milchfälschungen mit Mehl, Kreide, Gips- und Gummilösung sind an der Tagesordnung. Immer öfter schütten Ordnungshüter die teils gefährlichen Milchimitate der fahrenden Händler in die Rinnsteine deutscher Großstädte. Eine zeitgenössische Karikatur zeigt einen Mann, der in der einen Hand eine Milchkanne, in der anderen einen Revolver hält. Milchtrinken ist wie russisch Roulette: Seit 1900 etwa ist bekannt, dass Kühe Tuberkulose über ihre Milch an Menschen übertragen können.

Am 31. Juli 1930 tritt deshalb das erste deutsche Milchgesetz in Kraft. Es ist die Mutter aller Hygienevorschriften dieser Art weltweit. Es stellt Milchfälschung und Verbrauchertäuschung unter Strafe. Es verpflichtet Bauern zu Sauberkeit – Melken nur mit nacktem Unterarm! – und sieht vor, Milch durch Pasteurisierung keimarm zu machen und durch Transport in gut verschlossenen Bottichen halbwegs steril zu halten. Plötzlich ist Milch haltbar und gesund geworden.
1951 wird das deutsche Milchgesetz im "Gesetz über den Verkehr mit Milch, Milcherzeugnissen und Fetten" verfeinert – und seitdem EU-weit immer wieder modifiziert. Demnach ist Milch definiert als "das durch regelmäßiges, vollständiges Ausmelken des Euters gewonnene und gründlich durchmischte Gemelk von einer oder mehreren Kühen, aus einer oder mehreren Melkzeiten". Milchfälscher haben da keine Chance mehr.


Stand: 31.07.05