Stichtag

17. September 2005 - Vor 275 Jahren: Friedrich Wilhelm von Steuben wird geboren

Marschmusik, uniformierte Mädchentanzcorps, Konfettiregen - jedes Jahr im September zieht seit 1957 in New York die Steuben-Parade über die Fifth Avenue. Eine Art Karnevalszug mit traditionell deutscher Beteiligung: Trachtengruppen, Sängerbünde, Schützenvereine. "Ein Schaufenster des deutschen Kulturerbes in Amerika und der Welt" nennen die Organisatoren das Spektakel. Anlass ist der Geburtstag von Friedrich Wilhelm Ludolf Gerhard Augustin von Steuben, der am 17. September 1730 in Magdeburg zur Welt gekommen ist. Gefeiert wird ein Mythos: Ein preußischer Offizier, der angeblich von König Friedrich dem Großen aus dem alten Europa in die neue Welt gesandt wird, um den Amerikanern zu helfen, ihre Unabhängigkeit zu erringen. Angeblich...Tatsächlich erreicht von Steuben im Winter 1777 per Schiff den Hafen von Portsmouth in New Hampshire. Die Vereinigten Staaten von Amerika gibt es noch nicht. Bloß 13 britische Kolonien, die sich gegen ihr Mutterland auflehnen. Doch der Kampf dieser Rebellen unter ihrem Oberbefehlshaber George Washington scheint aussichtslos. In der Stunde der Not kreuzt von Steuben in der Uniform eines Generalleutnants auf. In der Tasche hat er ein Empfehlungsschreiben amerikanischer Unterhändler für George Washington: "Der Gentleman, der ihnen diesen Brief übergibt, ist der Baron von Steuben, Generalleutnant im Dienste des Königs von Preußen. Er geht nach Amerika mit wahrer Begeisterung für unsere Sache." In Wahrheit ist Steuben längst aus dem preußischen Militärdienst ausgeschieden. Nicht als Generalleutnant, sondern als einfacher Hauptmann. Danach hat er sich mit schlecht bezahlten Anstellungen über Wasser gehalten und sich dabei immer mehr verschuldet. Jetzt ist er auf der Flucht vor seinen Gläubigern - ein Hochstapler, ein Lügenbaron.

Dennoch macht der Preuße mächtig Eindruck und erhält den Job: Er soll die gebeutelte Armee auf Vordermann bringen. Er beginnt mit dem Drill: Marschieren, Schießen, schnelles Laden - aber keiner versteht ihn. Er spricht deutsch und französisch, englisch kann er nicht. Wenn die Kompanie die militärischen Bewegungen nicht exakt ausführt, lässt Steuben seine Flüche von Dolmetschern übersetzen. Den trainierten Truppen gelingen zwar einige Erfolge gegen die Briten, entscheidend ist aber der Kriegseintritt Frankreich auf der Seite der Aufständischen: Amerika erkämpft mit französischer Hilfe seine Unabhängigkeit. Die Kriegshandlungen enden 1781. Zwei Jahre später endet von Steubens Dienst als Generalinspekteur. Er stirbt 28. November 1794 in New York. 


Stand: 17.09.05