Stichtag

04. Juni 2005 - Vor 105 Jahren: Julius Kunert in Warnsdorf geboren

Symbole für das deutsche Wirtschaftswunder gibt es viele. Ludwig Erhards Zigarre oder der VW-Käfer, ganz sicher aber auch ein 'Hauch von Nylon': die Damen-Feinstrumpfhose. Die "Nylons", die eigentlich aus Perlon hergestellt werden, sind schon auf dem Schwarzmarkt der Nachkriegsjahre eine wichtige Währung. In den 50er Jahren erfindet die Firma Kunert "Chinchillan", eine besonders feine Kunstfaser. Sie gibt - so die Kunert-Werbung - "jeder Wade die zauberhafteste Fassade." Das beweisen die Waden von Romy Schneider und Hildegard Knef, die für Kunert werben. Bei ihrem Staatsbesuch 1965 in Deutschland erhält auch die persische Kaiserin Soraya als Gastgeschenk ein Paar Kunert-Strümpfe.Firmeninhaber Julius Kunert wird am 4. Juni 1900 in Warnsdorf in Böhmen geboren. "Kunert & Söhne" sind ab 1924 mit ihren Feinstrumpfhosen aus Kunstseide Marktführer in Europa und beschäftigt 5.000 Mitarbeiter. Nach dem Zweiten Weltkrieg werden die Kunerts als Sudetendeutsche vertrieben. Julius verschlägt es nach Augsburg. Vom damaligen bayerischen Wirtschaftsminister Ludwig Erhard unterstützt, erhält Kunert einen neuen Standort in Immenstadt im Allgäu. 1949 produzieren dort zunächst 120 Mitarbeiter 2.000 Damenstrümpfe pro Tag. Ein Jahr später schon steigt Kunert mit einer gebrauchten Strumpfwirkmaschine aus den USA in die Produktion von Perlonstrümpfen ein.

1978 kauft Kunert den Stuttgarter Konkurrenten Hudson. Jetzt steht die Allgäuer Strumpffabrik an der Weltspitze. Aber die Zeiten sind nicht gut für die Damenstrumpf-Branche: Nachdem die Mode zunächst die Röcke immer kürzer und damit die Strümpfe zu Strumpfhosen werden ließ, fallen sie jetzt unter Hosen meist ganz weg. Kunert überlebt, weil die Firma sich verstärkt auf Herrenstrümpfe verlegt. 1988 geht Kunert an die Börse. Aber auch nachdem Julius Kunert 1993 im Alter von 92 Jahren stirbt, bleibt die Aktienmehrheit im Familienbesitz.


Stand: 04.06.05