Stichtag

11. Juli 2005 - Vor 30 Jahren: Entdeckung der chinesischen Terrakotta-Armee bekannt gegeben

Im März 1974 legen chinesische Bauern des Dorfes Xiyang in der Provinz Shaanxi einen neuen Brunnen zur Bewässerung ihrer Dattelpflaumen an. Bei den Ausschachtungsarbeiten stoßen sie auf einige Scherben aus gebranntem Ton. Es handelt sich um Teile des gepanzerten Rückens einer Kriegerfigur. Die Nachricht des Fundes verbreitet sich rasch. Im Juli 1974 trifft ein Archäologen-Team ein und führt monatelang Testbohrungen durch. Am 11. Juli 1975 wird bestätigt: Es handelt sich um die Terrakotta-Armee des ersten chinesischen Kaisers. Bis heute sind rund 2.000 von schätzungsweise 8.000 Tonsoldaten freigelegt worden. Keine Figur gleicht der anderen. Jede ist mit höchster Präzision gefertigt, vom Profil der Schuhsole über die Gürtelschnalle bis zur Frisur und Lidfalte. Sie tragen echte Waffen. Die Grabstätte wird 1987 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Frankreichs Präsident Jacques Chirac bezeichnet sie als achtes Weltwunder.Auftraggeber des Monuments ist Ying Zheng, der im Jahr 259 vor Christus geboren wird. Sein Vater ist König des Staates Qin. Nach dessen Tod wird Zheng mit erst 13 Jahren Thronfolger. "Wenn Zheng die Herrschaft über das Land gewinnt, wird es keinen freien Menschen mehr geben, er wird alle versklaven", warnt einer seiner Lehrer. Tatsächlich braucht Zheng nur 16 Jahre, um alle umliegenden Königreiche zu unterwerfen. Im Jahr 221 vor Christus ruft er die Qing-Dynastie aus. Sich selbst ernennt er zum ersten Gottkaiser Qin Shi Huang Di. Er führt eine gemeinsame Sprache mit einheitlichen Schriftzeichen ein und lässt Zwangsarbeiter die über 5.000 Kilometer lange chinesische Mauer bauen.

Die Chinesen des Altertums glauben, dass ihre Seelen nach dem Tod den Körper verlassen und in einer anderen Welt weiterleben. Schon als junger König lässt der Kaiser deshalb sein Mausoleum errichten. 700.000 Sklaven arbeiten 38 Jahre lang an einer unterirdischen Palaststadt für die Seele des Herrschers - einem Modell der Welt, in der er auch nach seinem Tod gebieten will. Das Grab wird mit Pavillons, Türmen und Amtsgebäuden ausstaffiert. Alle Flüsse des Reichs werden in Quecksilber nachgebildet und münden in einen Miniatur-Ozean. Eine aufwändige Bemalung lässt die Tonsoldaten noch lebendiger erscheinen. Doch die Figuren im heutigen Museum der Terrakotta-Armee in Lintong sind farblos - steingrau. "Wir haben keine Mittel, um die Farben zu konservieren", sagt Professor Luo Zheweng, Restaurator aus Peking. Wegen des fehlenden Geldes dürften auch weitere Teile des Kaisergrabes nicht ausgegraben werden.Stand: 11.07.05