ICE rauscht vorbei

Stichtag

26. November 2005 - Vor 20 Jahren: ICE fährt 317 Stundenkilometer

Wenn Rainer Gohlke in einem Zug sitzt, handelt es sich meist um keine planmäßige Fahrt. So auch, als er am 26. November 1985 im Cockpit eines Intercity Express (ICE) mitfährt. Gohlke ist Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bundesbahn und der  ICE heißt noch "Experimental", denn er wird nur auf Teststrecken eingesetzt. An diesem Tag soll er zeigen, dass er ein Hochgeschwindigkeitszug ist: Zwischen Gütersloh und Oelde beschleunigt der ICE auf 317 Stundenkilometer. Rekord!


Die Deutsche Bahn hat allen Grund, aufs Tempo zu achten. Nur durch hohe Geschwindigkeit kann sie mit Flugzeug und Auto konkurrieren. Aber in Deutschland wurde die Entwicklung von Hochgeschwindigkeitszügen lange verschlafen. Als der ICE seinen Testrekord fährt, ist der französische TGV seit Jahren planmäßig mit über 300 Sachen unterwegs. Die Entwicklung des Zuges und der Bau geeigneter Strecken dauern noch einmal Jahre. Erst am 2. Juni 1991 nehmen die ersten ICE den regulären Betrieb zwischen Hamburg und München auf - mit zehn Jahren Verspätung gegenüber den Franzosen.

Die Konkurrenz zwischen TGV und ICE führt zu einer Rekordjagd auf Teststrecken. Der TGV fährt mit 380 km/h lange Weltrekord, bis der ICE ihn im Mai 1988 mit 408 km/h überbietet.  "515,3" kontert der TGV 1990. Dabei sind solche Geschwindigkeiten im regulären Betrieb gar nicht zu erreichen. Jäh unterbrochen wird der Geschwindihgkeitsrausch am 3. Juni 1998, als ein ICE in Eschede bei Celle entgleist und gegen eine Brücke rast. 101 Menschen sterben, 88 werden verletzt. Unglücksursache ist ein geborstener Radreifen. Die Schuld an der Katastrophe wird gerichtlich nie geklärt, das Verfahren eingestellt.


Heute erreichen ICE der dritten Generation zwischen Kassel und Würzburg, Hannover und Berlin sowie Köln und Frankfurt über 300 Stundenkilometer. 2007 soll es auch eine Verbrüderung mit Frankreich geben: durch eine ICE-Verbindung nach Paris.
Stand: 26.11.05