Stichtag

15. November 2005 - Vor 20 Jahren: Partnerschaft Saarlouis - Eisenhüttenstadt vereinbart

Im Dezember 1984 fasst der Stadtrat von Saarlouis den einstimmigen Beschluss, die Partnerschaft mit einer Stadt in der  DDR anzustreben. Saarlouis betritt damit Neuland. Denn die einzige frühere Partnerschaft zwischen West- und Ostdeutschland, zwischen Ulm und Bautzen, wurde nach dem Mauerbau aufgekündigt. Der Vorstoß von Saarlouis ist nicht unumstritten: Für ihre Zustimmung im Stadtrat erhält die CDU öffentlich Schelte von Parteifreund Rupert Scholz. Und auch die andere Seite hält so viel Entspannung für verfrüht: "Für die Schaffung von Partnerschaften zwischen Städten beider Staaten fehlen nach wie vor die notwendigen Voraussetzungen", lässt die ständige Vertretung der DDR im Februar 1985 wissen. Wie soll sie auch ahnen, dass die Voraussetzung "Zweistaatlichkeit" gerade noch fünf Jahre lang existieren wird?Am 15. November 1985 besucht der saarländische Ministerpräsident Oskar Lafontaine den DDR-Regierungschef Erich Honecker. Der stammt aus dem Saarland und hat in einem Interview mit der "Saarbrücker Zeitung" schon vor Jahren seine Sprachkompetenz in der heimischen Mundart bewiesen. Ob nun Nostalgie oder politisches Kalkül: Das Treffen der beiden Saarländer bringt den Durchbruch für Saarlouis' Anliegen. Es soll eine Städtepartnerschaft geben - allerdings wird die DDR den Partner aussuchen. In Saarlouis hat man an ein hübsches Städtchen im Harz gedacht. Aber Honecker wählt Eisenhüttenstadt, eine Industrieneugründung aus den 50er Jahren, eine "sozialistische Stadt", rund um ein Stahlkombinat gebaut. Bis zu ihrer Vereinigung mit Fürstenberg an der Oder 1961 hieß sie "Stalinstadt".

Am 6. Oktober 1986 unterzeichnen Vertreter beider Städte den Partnerschaftsvertrag: "Beide Städte wollen im Rahmen ihrer Möglichkeiten das Streben der Völker nach Frieden und Sicherheit, nach Abrüstung, Entspannung und Zusammenarbeit unterstützen." Bis zum Fall der Mauer folgen noch 59 solcher deutsch-deutscher Städtepartnerschaften. Die erste hält bis heute, auch wenn sich ihre "notwendigen Voraussetzungen" stark geändert haben.Stand: 15.11.05