Stichtag

05. Juli 2005 - Vor 45 Jahren: Deutsche Erstaufführung des Films "Außer Atem"

"Eigentlich bin ich ja ein Schwein", sagt Jean-Paul Belmondo auf der Leinwand, die Zigarette lässig im Mundwinkel. "Aber was hilft’s, es muss sein". Vom Inhalt her ist das ein Satz wie aus einer griechischen Tragödie. Aber er ist mit einer derart coolen Schnoddrigkeit und unverblümten Deutlichkeit vorgetragen, dass er Publikum und Kritiker schockiert.In den Lichtspielhäusern nebenan läuft "Salomon und die Königin von Saba" mit Yul Brunner und Gina Lollobrigida an jenem 5. Juli 1960, an dem "Außer Atem" in die deutschen Kinos kommt. Dem überladenen Kostümkitsch von Hollywood setzt ein unbekannter 30-jähriger französischer Regisseur namens Jean-Luc Godard die ungeschminkte Affäre des Autoknackers und Polizistenmörders Michel mit der unschuldig-naiven amerikanischen Studentin Patricia alias Jean Seberg entgegen. An ein Happy End ist von Anfang an nicht zu denken. Die Polizei sucht Michel in ganz Paris. Am Ende stirbt er in einer schmutzigen Seitenstraße, mit einer Kugel im Rücken. Patricia hat ihn verraten. Und auch sie nennt einen Grund, der das Zeug zur griechischen Tragödie hat. "Ich will nicht in dich verliebt sein, Michel. Und deshalb habe ich die Polizei gerufen."

"Außer Atem" will atemlos, schnörkellos und unraffiniert erzählen: aufgenommen ohne Stativ, mit einer billigen Handkamera, holprigen Kamerafahrten und einem Schnitt, der Handlung und Dialoge immer wieder scharf durchtrennt. "Man soll nie bremsen", lautet das Motto. Rasant und haltlos wie das Leben will "Außer Atem" sein, und deshalb kann nur der Tod Michel stoppen. Das ist der Stoff, aus dem heute kultige Kinomythen sind. Wohl deshalb zählt "Außer Atem" inzwischen zu den bekanntesten und innovativsten Werken der Filmgeschichte.Stand: 05.07.05