Stichtag

16. September 2005 - Vor 385 Jahren: Die "Mayflower" bricht nach Amerika auf

Dass ein Teil der Gründerväter der Siedlung Plymouth im nordamerikanischen Massachusetts noch am Leben ist, grenzt für William Bradford an ein Wunder. Es kann für ihn nur "erstaunliche Vorsehung Gottes" sein, dass die Auswanderergruppe auf ihrem Weg in die Vereinigten Staaten immer wieder vor dem Verderben gerettet wird. So schreibt der Gouverneur 23 Jahre später in seiner "History of Plymouth Plantation". Und tatsächlich klingt das Schicksal der radikalen Protestanten und ihres Schiffes Mayflower wie eine erfundene Geschichte, die Standfestigkeit im Glauben predigen soll.Von Anfang an steht die Reise unter keinem guten Stern. Weil ein Proviantschiff ausfällt, betreten am 16. September 1620 weit über hundert Gläubige den völlig überladenen Zweimaster Mayflower. Von der englischen Stadt Plymouth aus segeln die religiös Abtrünnigen, die teils schon Jahre im holländischen Exil gelebt hatten, ins Ungewisse. Sie wollen in der nordamerikanischen Wildnis eine Kolonie gründen. Bereits nach wenigen Tagen erkranken die ersten an Ruhr und Fieber. Wütende Stürme beschädigen Aufbauten der Mayflower und lassen tragende Balken bersten. Wie durch ein Wunder überlebt die ganze Gruppe. Den wenigen Männern an Bord gelingt es, das Schiff in einer waghalsigen Aktion auf offener See wieder in Stand zu setzen. Nach einer Odyssee erreicht die Mayflower samt ihrer ausgehungerten und halb erfrorenen Mannschaft im November endlich festen Boden.

Aber auch in der Neuen Welt lauern Gefahren. Innerhalb weniger Monate raffen Skorbut und Tuberkolose rund die Hälfte der geschwächten Neuankömmlinge dahin. Als der Wintereinbruch die Lage schier hoffnungslos werden lässt, taucht wie aus dem Nichts plötzlich ein Indianer vom Stamm der Wapanog auf, der die Gruppe in gebrochenem Englisch willkommen heißt. Es ist ein ehemaliger Sklave, der lange Zeit in Großbritannien gelebt hat und den Gläubigen wie ein Bote Gottes erscheinen muss. Mit seiner Hilfe überlebt die Gruppe in der ersten beständigen Siedlung Neuenglands, immer wieder ihrem Schöpfer dankend. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts werden elf Millionen Menschen den Pilgern nach Amerika folgen.Stand: 16.09.05