Auf einem hellgrünen Untergrund liegt eine orangene Dose aus der blaue Viagrapille fallen.

1. Oktober 1998 - Viagra kommt auf den Markt

Stand: 01.10.2018, 00:00 Uhr

Der römische Kaiser Tiberus versuchte es mit Vogelzungen aus Germanien. Giacomo Casanova soll sich mit Austern und Gulaschsuppe gestärkt haben. Auch Penisse von Seehunden, Hirschgeweihe und Pulver aus Rhinozeroshorn galten lange als Erektionsmittel. Doch nichts hilft so gut gegen die Erektionsstörung beim Mann wie eine kleine blaue Pille namens Viagra. Am 1. Oktober 1998 kommt sie auf den deutschen Markt.

Das Potenzmittel Viagra kommt auf den dt. Markt (am 01.10.1998)

WDR 2 Stichtag 01.10.2018 04:16 Min. Verfügbar bis 28.09.2028 WDR 2


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"Die erektile Dysfunktion war schon immer da, aber sie ist nie offen sichtbar geworden, aus Scham. Es hat sich nie jemand offen dazu bekannt", sagt Michael Mantell, Apotheker aus Dortmund.

Selbstvertrauen für Männer

Studien zum Thema belegen: Je älter Männer werden, desto häufiger sind Erektionsstörungen. Bei Männern über 60 Jahren ist bereits die Hälfte betroffen, ab 70 Jahren sind es über 60 Prozent.

Viagra – ein Kunstwort aus Vigger, Vitalität, und Niagara, dem ergiebigen Wasserfall, – ist eine Revolution im Bereich der Sexualität. "Es hat den Männern Selbstvertrauen gegeben", sagt Michael Mantell. Und ein Betroffener, der anonym bleiben möchte, sagt: "Ich war überrascht – natürlich positiv. Die Pille wirkte ganz eindeutig. Und darüber war ich natürlich glücklich."

Zufallsentwicklung Viagra

Das Interessante daran: Viagra ist eine Zufallsentwicklung. Anfang der 1990er-Jahre testet der US-Pharmakonzern Pfizer ein Mittel zur Senkung des Blutdrucks und zur Erweiterung der Gefäße bei bestimmten Herzerkrankungen. "Und die Probanden, die an dieser Studie teilgenommen haben, waren erfreut über ihre sexuelle Standfestigkeit", sagt Michael Mantell.

Über 65 Millionen Männer weltweit haben seitdem Viagra genommen und Pfizer einen Milliardengewinn beschert. Allerdings ist das Medikament verschreibungspflichtig, denn harmlos ist es nicht.

Nebenwirkungen wie Kopf- und Muskelschmerzen, Schwindelgefühle und verändertes Farbsehen akzeptieren viele der betroffenen Männer. Schwieriger ist oft der Gang zum Arzt oder Apotheker. "Das war peinlich! Ich bin extra in eine Apotheke gegangen, von der ich wusste, der Apotheker ist ein Mann, der mich kaum kennt", berichtet der Betroffene.

Versuche mit einer rosa Pille für Frauen sind übrigens bislang gescheitert. Ihre sexuellen Störungen seien komplexer, sagen Mediziner, Männer dagegen einfacher gestrickt.

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