Axel Springer steht neben einer Druckmaschine und hält eine Zeitung in der Hand

22. September 1985 - Verleger Axel Springer stirbt in Berlin

Stand: 22.09.2020, 00:00 Uhr

Kaum eine Persönlichkeit im Nachkriegsdeutschland ist so umstritten wie Axel Springer: Feindbild der 68er und Machtmensch, Kämpfer für die Wiedervereinigung und Liebling der Frauen: Auf etliche Romanzen und fünf Ehen bringt es der Hamburger, der zum Eigentümer eines Zeitungsimperiums aufsteigt.

Dabei hat Axel Cäsar Springer andere Pläne: Der 1912 in Altona geborene Sohn einer Verlegerfamilie will Opernsänger werden. Aber die konservativen Eltern sind dagegen. Nach einer Lehre im väterlichen Betrieb arbeitet er als Lokalreporter und ist ab 1937 stellvertretender Chefredakteur der "Altonaer Nachrichten".

Axel Springer, Verleger (Todestag 22.09.1985)

WDR 2 Stichtag 22.09.2020 04:16 Min. Verfügbar bis 20.09.2030 WDR 2


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"Bild"-Zeitung als großer Coup

Um die Einberufung zur Wehrmacht drückt sich Springer mit ärztlichen Attesten. Nach dem Krieg erhält er von den Briten eine Drucklizenz und landet 1946 mit der Zeitschrift "Hörzu" seinen ersten verlegerischen Erfolg. Ein weiterer wird die Herausgabe des "Hamburger Abendblatts".

Doch erst die "Bild"-Zeitung macht ihn zum mächtigen Meinungsmacher. "Keiner hielt etwas davon, und nach einem Jahr hatten wir eine Million Auflage", erinnert sich Springer.

Gegen Moskau und den Kommunismus

Privat bleibt der Medien-Mogul auch den intimsten Vertrauten fremd und rätselhaft. Er entwickelt einen religiösen Wahn, hält sich zeitweilig für Jesus. Und er glaubt an die Sterne. Im Vertrauen auf sein Horoskop reist der Verleger 1958 nach Moskau, um den russischen Staatschef Nikita Chruschtschow von der deutschen Einheit zu überzeugen - ohne Erfolg.

Aus Frust werden Springers Blätter zu politischen Kampfinstrumenten: gegen Moskau, gegen den Kommunismus, gegen die Teilung Deutschlands. Die neue Firmenzentrale entsteht direkt an der Grenze zu Ost-Berlin - als "Fanal der Freiheit".

Verleger gerät unter Druck

Doch in Springers Schusslinie stehen nicht nur die DDR und der Ostblock. Er legt sich auch mit Gruppierungen an, die nicht seinem Weltbild entsprechen: Studenten, Sozialdemokraten und linke Liberale.

Als im April 1968 Studentenführer Rudi Dutschke erschossen wird, geben viele der "Bild"-Zeitung eine Mitschuld an dem Attentat. Anfang der 70er-Jahre werden das Verlagsgebäude und Springers Privathäuser Ziele von Brand- und Bombenanschlägen. Nachdem 1980 sein ältester Sohn Selbstmord begeht, zieht sich Springer mehr und mehr aus dem Tagesgeschäft des Verlags zurück.

Springer stirbt am 22. September 1985 an einer Herzmuskelentzündung. Er hinterlässt einen Konzern mit Milliardenumsatz und mit der "Bild"-Zeitung die bis heute meistverkaufte deutsche Tageszeitung.

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