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15. Februar 1975 - DDR-Werbesendung "Tausend Tele-Tips" läuft aus

Stand: 15.02.2020, 00:00 Uhr

Werbung im Sozialismus? Soll doch immer mehr konsumiert werden? Dafür gibt es ja schon den vielkritisierten Kapitalismus! Wohl deshalb trägt die erste Werbesendung im DDR-Fernsehen den etwas verschämten Titel "Notizen für den Einkauf".

Die Sendung, die im Juni 1959 startet, ist der Vorläufer von "Tinas tausend Tele-Tips", die im April 1960 anlaufen und bald in "Tausend Tele-Tips" (TTT) umbenannt werden.

Ende der "Tele-Tips" im DDR-Fernsehen (am 15.02.1975)

WDR 2 Stichtag 15.02.2020 04:14 Min. Verfügbar bis 12.02.2030 WDR 2


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Rollenklischees wie im Westen

In den ersten Jahren führen Moderatoren durch die Sendung. Neben der Ansage der Werbespots stellen sie im Studio auch Produkte vor. Später werden die Spots mit kurzen Trickfilmen ergänzt, die besonders Kinder ansprechen.

Ansonsten gilt: Männer werben für alles, was mit Motorrad, Auto und Handwerk zu tun hat. Und Frauen für Kleidung, Haushalt und Kosmetik. Die Zutaten der DDR-Werbung unterscheiden sich nicht sonderlich von denen im Westen.

Erziehungsanteil steigt

Allerdings liegen in Ostdeutschland zwischen Werbung und Alltagserfahrung manchmal Welten. Nicht alle Produkte sind so gut erhältlich, wie die Werbung verspricht. Für einen Trabant beträgt die Wartezeit unter Umständen mehrere Jahre.

Schließlich sinkt die Produktwerbung bei den "Tausend Tele-Tips", dafür steigt der Erziehungsanteil. Es entstehen Filme mit Hygieneinformationen, Arbeitsschutzanweisungen und Energiesparideen.

Faktisches Verbot

In den 1970er Jahren kann Werbung nicht mehr über Waren- und Qualitätsmängel hinwegtäuschen. Im Frühjahr 1975 wird Werbung in der DDR faktisch verboten. Erlaubt ist sie nur noch für einzelne Bereiche, etwa für Kulturpolitik, Lotterie und die Teilnahme an Messen.

Die "Tausend Tele-Tips" laufen allmählich aus. Die letzte Sendung wird am 15. Februar 1976 ausgestrahlt. Insgesamt hat die "Hauptabteilung Werbefernsehen" des DFF rund 5.500 Werbefilme aller Art produziert.

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