Appell der Berliner Kampfgruppen an der Ost-Berliner Stalinallee am 23.08.1961; Walter Ulbricht (erster Sekretär des ZK der SED) schreitet die Front ab, dahinter Erich Honecker (für den Mauerbau verantwortlicher ZK-Sekretär für Sicherheit)

3. Februar 1952 - Grundsteinlegung für Stalin-Allee in Ost-Berlin

Stand: 03.02.2017, 00:00 Uhr

Ost-Berlin, 3. Februar 1952: DDR-Ministerpräsident Otto Grotewohl legt mit drei Hammerschlägen den Grundstein für den ersten Wohnblock in der Stalin-Allee. Aus ihr soll ein Prachtboulevard werden - über zwei Kilometer lang, 90 Meter breit. Geplant ist ein sechsspuriger Straßenzug, der nicht nur für Aufmärsche dienen soll, sondern mit breiten Gehwegen und Bäumen auch als Flaniermeile. Flankiert werden soll die Stalinallee von mächtigen sechs- bis neungeschossigen Häuserblocks im sowjetisch-neoklassizistischen Stil.

"Paläste für das Volk" nennt die DDR-Führung die Bauten, deren Fassaden mit Keramik-Fliesen verkleidet sind. Sie entstehen aus dem Schutt des Zweiten Weltkrieges. "Jeder Berliner ist aufgerufen noch in diesem Jahr zehn Halbschichten zu leisten", verkündet damals die Propaganda. "Jeder soll sagen können: 'Ich habe mitgeholfen beim Bau der ersten sozialistischen Straße Berlins.'" Die Bauarbeiten erstrecken sich über verschiedene Abschnitte und dauern bis Ende der 1950er Jahre.

Luxus und Aufstand

In den unteren Geschossen werden Läden und Gaststätten untergebracht, oben befinden sich für damalige Verhältnisse luxuriöse Wohnungen. "Wir hatten warmes Wasser aus der Wand, Zentralheizung, Wechselsprechanlage, Müllschlucker, geflieste Bäder, Fahrstühle", erinnert sich Arthur Schneider, Geschäftsführer des "Café Sibylle", das 1953 in der Stalin-Allee unter der Bezeichnung "Milchtrinkhalle" eröffnet wurde.

1953 spitzt sich an der Stalin-Allee ein politischer Konflikt zu. Da die DDR-Führung Ende Mai die zu erreichende Arbeitsnorm um zehn Prozent erhöht hat, kommt es in mehreren Orten der DDR zu Arbeitsniederlegungen. Schließlich übergeben Bauarbeiter der Ostberliner Stalinallee am Regierungssitz eine Resolution an Ministerpräsident Otto Grotewohl. Begleitet werden sie von 10.000 Demonstranten. Zwei Tage später kommt es zum Aufstand vom 17. Juni.

Umbenennung nach Entstalinisierung

1961 wird die Stalin-Allee in Karl-Marx-Allee umbenannt. Der Grund: Nach Stalins Tod hatte sich sein Nachfolger Nikita Chruschtschow auf dem 20. Parteitag der KPdSU von dessen Verbrechen distanziert. Deshalb geht nun auch die DDR-Führung auf Abstand zum ursprünglichen Namensgeber.

In den folgenden Jahren verliert die Ostberliner Vorzeigestraße allmählich an Bedeutung: "Bis Ende der 1960er Jahre hatte die Straße ihre Blütezeit, dann wurde um den Alexanderplatz, Rathausstraße, Karl-Liebknecht-Straße das Zentrum gebaut", erinnert sich Schneider. Seit 1990 steht die Karl-Marx-Allee, die als Europas längstes Baudenkmal gilt, unter Denkmalschutz.

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