Pausenzeichen, Deutsches Fernsehen, 1950er Jahre

9. Februar 1952 – Erste deutsche Sport-Liveübertragung im TV

Stand: 09.02.2017, 00:00 Uhr

Fernsehtechniker Ernst Hoffmann ist skeptisch. Eben ist der rasende Reporter Jürgen Roland in den Hochbunker des Nordwestdeutschen Rundfunks (NWDR) in Hamburg gekommen und hat vorgeschlagen, die Amateur-Boxveranstaltung des HBC Heros gegen AC 92 Weinheim in der Hamburger ETC-Halle zu übertragen. Hoffmann legt sein Veto ein.

"Mir war unwohl dabei", wird sich Hoffmann später erinnern. "Ich habe gesagt: 'Ich habe heute Abend Sendung. Wenn diese Dinge mir kaputtgehen, ich weiß nicht, ob ich dann in der Lage bin, bis heute Abend diese Maschinen zu reparieren.' Aber wir haben es gewagt, und es war aktuell. Das war doch was: erste Außenübertragung"“

Im Möbelwagen zur Übertragung

Am 9. Februar 1952 mietet der NWDR also einen Möbelwagen an, dann wird das Sende-Mischpult von der Größe eines Küchentischs im Hochbunker abgebaut, nach unten getragen und zusammen mit einer Fernsehkamera und anderer Technik durch Hamburg transportiert. Anders geht es damals nicht: Die MAZ-Technik zur Aufzeichnung mit Magnetbändern ist noch nicht erfunden, die Nachrichten oder Quizshows, die vom NWDR am Abend übertragen werden, sind live. Nur Spielfilme, die zuvor im Kino gelaufen und auf Filmspulen archiviert sind, gibt es schon aus der Konserve.

"Der Fernsehübertragungs- und Studiowagen besucht die Amateur-Boxveranstaltung des HBC Heros gegen AC Weinheim in der ETV-Halle, bei der zwei deutsche Meister kämpfen werden", heißt es lapidar in der NWDR-Programmzeitschrift "Die Ansage". Wie hoch die Einschaltquote damals ist, ist nicht bekannt. Besonders hoch wird sie nicht sein, denn in der Bundesrepublik gibt es nur rund 3.000 Fernsehgeräte.

"Deutschland ist Weltmeister!"

Das ändert sich allerdings bereits zwei Jahre später durch das "Wunder von Bern". Das Endspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen die hoch favorisierten Ungarn während der WM in Bern wollen alle nicht nur hören, sondern auch sehen. Der NWDR ist mit einem eigenen Sendewagen angereist, drei Kameras übertragen das Spektakel. 28.000 TV-Apparate gibt es inzwischen, schätzungsweise eine Million Zuschauer verfolgen die Erfolge der deutschen Mannschaft mit.

Jahrzehnte lang weigern sich die Funktionäre des Deutschen Fußball-Bundes, Live-Übertragungen von Fußballspielen der 1963 gegründeten Bundesliga zum Standard zu machen. "Wir haben bis 1984 warten müssen, bis die ARD als erster Sender überhaupt in Deutschland ein Bundesligaspiel übertragen durfte", sagt Moderatorenlegende Heribert Faßbender. "Das war die Partie Borussia Mönchengladbach gegen Bayern München." Eine gute Wahl - zumindest aus Sicht von NRW: Immerhin gewinnt Gladbach damals mit 3:2.

Programmtipps:

Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.

"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 9. Februar 2017 ebenfalls an die erste deutsche Fernsehdirektübertragung eines Sport-Events. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.

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