Ernennung der ersten Bundeswehr-Soldaten am 12. November 1955, Bundesverteidigungsminister Theodor Blank überreicht die Ernennungsurkunden.

12. November 1955 - Erste Soldaten der Bundeswehr ernannt

Stand: 12.11.2020, 00:00 Uhr

Kein Trommelwirbel, kein Stechschritt, als am 12. November 1955 rund 100 Freiwillige in der Fahrzeughalle der Bonner Ermekeil-Kaserne stehen. Die Mehrheit der ersten Soldaten der Bundesrepublik trägt Zivilkleidung, als sie ihre Ernennungsurkunde erhalten.

Ihr Auftrag sei es, "durch Erhöhung der Verteidigungsbereitschaft zur Sicherung des Friedens beizutragen", mahnt Verteidigungsminister Theodor Blank (CDU). "Nur darin kann der Sinn soldatischer Existenz gesehen werden."

Erste Bundeswehrsoldaten verpflichtet (am 12.11.1955)

WDR 2 Stichtag 12.11.2020 04:14 Min. Verfügbar bis 10.11.2030 WDR 2


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Scharnhorst als Vorbild

Die Gründung der Bundeswehr findet bewusst am 12. November statt: An diesem Tag jährt sich zum 200. Mal der Geburtstag des preußischen Heeresreformers Gerhard von Scharnhorst, der unter anderem die Wehrpflicht eingeführt hat. Er soll Vorbild für einen Neuanfang sein - nach den Verbrechen der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg.

Dieser Neubeginn scheint zunächst undenkbar. "Nie wieder Krieg" lautet nach 1945 die Parole in weiten Teilen der Bevölkerung. Eine Wiederbewaffnung wird abgelehnt. Zudem haben die alliierten Siegermächte Deutschland entmilitarisiert.

Angst vor Kommunisten

Zum Geburtshelfer der Bundeswehr wird der Kalte Krieg: 1948 hat die UdSSR die Zufahrt nach Berlin blockiert, 1950 überfällt das kommunistische Nordkorea den Süden des Landes. Das schürt Ängste.

Adenauers Deal

Als Frontstaat im Ost-West-Konflikt wird die Bundesrepublik gebraucht. Vor allem die USA drängen auf neue Streitkräfte. Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) lässt sich nicht lange bitten. Seine Forderung: ein deutscher Verteidigungsbeitrag gegen nationale Selbstständigkeit.

Im Oktober 1954 wird in den Pariser Verträgen festgeschrieben: Die Bundesrepublik darf eigene Truppen aufstellen, der NATO beitreten - und weitgehend souverän werden.

Mit Wehrmachtspersonal

Bald zeigt sich aber: So neu ist die bundesdeutsche Armee nicht. An entscheidenden Stellen sitzen alte Wehrmachtskader. Anfang der 1960er Jahre gehören über 12.000 frühere Wehrmachtsoffiziere und 300 Offiziere der Waffen-SS zur Bundeswehr.

Dagegen steht das neue Leitbild vom "Staatsbürger in Uniform". Ein neuer Führungsstil soll etabliert werden. 1956 wird die Wehrpflicht beschlossen.

Rechtsextreme Umtriebe

Die Wehrverfassung macht die Streitkräfte zu einer Parlamentsarmee, aber nicht alle tragen den Wandel mit. Bis heute gibt es immer wieder rechtsextreme Umtriebe in der Truppe.

Mit Blick auf die 1996 gegründete Elite-Einheit KSK etwa sagt im Juni 2020 der damalige MAD-Chef Christof Gramm: "Eine Untergrundarmee haben wir bislang zwar noch nicht entdeckt, aber Netzwerke und Strukturen finden wir sehr wohl."

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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 12.November 2020 ebenfalls an die Ernennung der ersten Soldaten der Bundeswehr. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.

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