Bundesumweltministerin Angela Merkel 1998 in rot-schwarzem Smart vor Bonner Bundeskunsthalle

2. Oktober 1998 - Mercedes-Benz bringt den Smart auf den Markt

Stand: 02.10.2018, 00:00 Uhr

Ein richtiger Unternehmer, sagt Nicolas Hayek, muss auch Künstler sein. Ein Macher, der kreative Ideen erzeugt und realisiert, statt nur zu schwätzen. Hayek ist bekannt dafür, kühne Visionen äußerst profitabel in die Tat umzusetzen. Mit der Erfindung der Swatch hat er in den 1980er-Jahren die Schweizer Uhrenindustrie im Alleingang revolutioniert.

1991 präsentiert Nicolas Hayek ein Mobilitätskonzept, das der Parkraumnot in Innenstädten und den zerstörerischen Auswirkungen des Automobils auf die Umwelt Rechnung trägt. Im Mittelpunkt steht ein nur 2,50 Meter langer Wagen mit elektrischem Hybridmotor, ein poppiges "Swatchauto", bei dem man bunte Karosserieteile nach Belieben wechseln kann.

Markteinführung des Smart (am 02.10.1998)

WDR 2 Stichtag 02.10.2018 04:16 Min. Verfügbar bis 29.09.2028 WDR 2


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Einkaufstüte auf Rädern

Zunächst will Hayek die Serienproduktion mit dem VW-Konzern realisieren. Doch die Wolfsburger steigen 1994 aus und Mercedes-Benz springt ein. Aus den Initialen von Swatch und Mercedes entsteht der Name für das Mikrokompaktauto: Smart. Als Mercedes am 2. Oktober 1998 das Auto mit Unterstützung von Bundesumweltministerin Angela Merkel (CDU) auf den Markt bringt, hat dessen geistiger Vater längst die Nase voll von dem Projekt.

Mercedes war nicht bereit, Kernpunkte von Hayeks mobilem Umweltkonzept wie etwa den Elektroantrieb umzusetzen. WDR-Autoexperte Karl Lohrengel kritisiert den Smart als "Einkaufstüte auf Rädern". Mit einer Höhe von 1,50 Meter habe der Winzling die Aerodynamik eines Garagentores.

Knapp 17.000 D-Mark kostet der Smart in der Basis-Version; 200.000 Stück will die zum Daimler-Benz-Konzern gehörende Micro Compact Car AG künftig pro Jahr produzieren. Doch das Interesse hält sich trotz werbewirksam aufragender Türme der Smart-Kundencenter in Grenzen - nicht zuletzt wegen des kaum vorhandenen Kofferraums.

Problemlöser Smart – zu kurz gedacht?

So wird das hoch gesteckte Absatzziel für den Smart auch in den kommenden Jahren nie erreicht, während PS-Protze und klobige SUVs einen Boom erleben. Erst als Mercedes zur Unterstützung seiner Smart-Strategie das konzerneigene Leihwagen-Konzept "Car2go" auf die Straße bringt, gewinnt der wendige parkplatzfreundliche Zweisitzer an Beliebtheit.

Nun steht die vierte Smart-Generation bereit, auch als Viersitzer oder Cabrio. Alle Modelle sollen laut Mercedes bereits als Elektroauto verfügbar sein. Angesichts der von Autos überfüllten Innenstädte bleiben Mobilitätsexperten wie die "Spiegel"-Redakteurin Margret Hucko allerdings kritisch: "Wir müssen wegkommen vom Auto und da ist selbst ein kleines Fahrzeug wie der Smart eher hinderlich, als dass es uns weiterbringt."

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