Rebellierende Sklaven auf dem Schiff La Amistad

26. August 1839 - Sklavenschiff "La Amistad" von US-Marine aufgebracht

Stand: 26.08.2019, 00:00 Uhr

Einsame Dünen am Meer, viel Sand und Seevögel, die man jagen kann: die Küste von Long Island im August 1839. Hier stehen die beiden Kapitäne Pelitiah Fordham und Henry Green mit ihren Gewehren. Plötzlich kommen vier zerlumpte Westafrikaner auf sie zu, die ebenfalls bewaffnet, aber friedlich sind. Sie führen die Männer zu einer Stelle, von der aus ein schwarzer Schoner zu sehen ist: die "Amistad", zu Deutsch: "Freundschaft".

Das Schiff solle ihnen gehören, sagen die Schwarzen den Kapitänen. Wenn die Männer sie und ihre Kameraden, alle des Navigierens unkundig, zurück in ihre Heimat Sierra Leone brächten. Die Kapitäne lehnen ab. Stattdessen kommt die US-Marine. Am 26. August 1839 wird die "Amistad" aufgebracht und seine Besatzung wegen Mord, Meuterei und Piraterie in New Haven, Connecticut, vor Gericht gestellt.

Das Sklavenschiff "La Amistad" wird aufgebracht (am 26.08.1839)

WDR 2 Stichtag 26.08.2019 04:16 Min. Verfügbar bis 23.08.2029 WDR 2


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Zwei Monate Zickzackkurs

An Bord sind 39 Männer, ein Junge und drei Mädchen. Bald stellt sich heraus, dass sie Sklaven sind. Aus Afrika verschleppt  und über den Atlantik gebracht, sind sie in Havanna gefesselt auf das Schiff gekommen. Von hier aus sollen sie nach Französisch-Guayana gebracht werden, wo gerade ein neues Terrain mit Zuckerrohrfeldern entsteht. 450 Dollar gibt das pro Mann.

Ende Juni 1839 sticht die "Amistad" in See. Am fünften Tag können die Sklaven sich befreien und töten den Koch und den Kapitän. Zwei Matrosen können fliehen, der Rest wird geköpft oder gefangen gesetzt. Fast zwei Monate lang versuchen die Befreiten vergeblich, das Schiff zurück nach Sierra Leone zu bringen. Dann kommt die US-Marine.

Zu Recht oder Unrecht versklavt?

In vielen Ländern ist die Sklaverei inzwischen verboten. In Connecticut ist sie noch erlaubt. So sieht es nicht gut aus für die Afrikaner. Aber sie geraten an Vertreter der abolitionistischen Bewegung in den USA, die die Sklaverei endgültig abschaffen will. Sie organisieren ein Freundschaftskomitee, sorgen für Publicity. Nach drei Tagen erklärt sich das Gericht für nicht zuständig und verweist den Fall an eine höhere Instanz.

Für den zweiten Prozess gewinnen die Abolitionisten einen jungen Strafverteidiger, der genau die richtige Frage stellt: Sind die Angeklagten zu Recht oder zu Unrecht versklavt? Im zweiten Fall wären sie freie Menschen und müssten freigesprochen werden. Das Gericht kommt zum selben Urteil –vernichtend für Verfechter der Sklaverei wie den US-Präsidenten Martin van Buren. Er geht in Berufung.

Vor dem Supreme Court verteidigt Ex-Präsident John Quincy Adams die Afrikaner. Sie werden endgültig freigesprochen und können drei Jahre nach ihrer Versklavung 1842 zurück nach Westafrika. Für die in der Sklavereifrage in Nord- und Südstaaten gespaltene USA hat der Fall politischen Symbolcharakter.

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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 26. August 2019 ebenfalls an die Aufbringung des Sklavenschiffs "La Amistad". Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.

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