15. Dezember 2008 - Siemens zahlt Rekord-Bußgeld

Stand: 15.12.2018, 00:00 Uhr

Rund 250 Polizisten, Steuerfahnder und Staatsanwälte durchsuchen am 15. November 2006 die Siemens Zentrale am Wittelsbacher Platz in München. Der Verdacht: Siemens verfügt über ein System von schwarzen Kassen, mit deren Hilfe man sich jahrelang Aufträge verschafft haben soll.

"Ich glaube, man hat es nicht für möglich gehalten, dass das bei so einem Unternehmen mit einem sehr, sehr guten Namen auch möglich war", erinnert sich Gerhard Grewe, Wirtschafts-Professor an der Universität Münster. Siemens mit seiner 160-jährigen Firmengeschichte gilt lange als Vorzeigeunternehmen für "Made in Germany".

Siemens zahl Rekord-Bußgeld in den USA (am 15.12.2008)

WDR 2 Stichtag 15.12.2018 04:02 Min. Verfügbar bis 12.12.2028 WDR 2


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US-Behörden ohne Gnade

Doch es gibt Gerüchte, Siemens gerät immer wieder ins Visier der Ermittler in China, Mexiko, Norwegen und Italien - und auch in den USA. Dort sind die Aufsicht und das Bewusstsein für "korrektes Verhalten von Managern" besonders streng.

"Von den USA ist die sogenannte Compliance nach Deutschland geschwappt", erklärt Grewe. Und die US-Behörden kennen nun keine Gnade. Strafen in Milliardenhöhe und der Ausschluss von sämtlichen öffentlichen US-Aufträgen stehen für Siemens im Raum. Auch als Signal an die Industrie, dass Korruption und Bestechung keine Kavaliersdelikte sind.

Prall gefüllte Schwarze Kassen

Siemens kooperiert und Stück für Stück wird das Ausmaß deutlich: Neben der "offiziellen" Buchführung existierte noch ein paralleles System schwarzer Kassen. Allein zwischen 2000 und der Razzia 2006 flossen daraus 1,3 Milliarden Euro in dunkle Kanäle, fast der komplette Vorstand wird ausgetauscht.

Der neue Vorstandschef Peter Löscher verspricht Besserung: "Siemens steht für saubere Geschäfte: immer und überall! Das ist unser Führungsanspruch." Künftig wolle man lieber auf Geschäfte verzichten, wenn diese nicht fair verhandelbar seien.

US-Bußgeld in Höhe von 800 Millionen Euro

Die Reue zahlt sich aus: Am 15. Dezember 2008 schließt Siemens einen Vergleich mit den US-Behörden gegen ein Bußgeld von 800 Millionen Dollar. Es ist die bislang höchste Strafe gegen ein Unternehmen, gilt dennoch als glimpflicher Ausgang. "Der Fall Siemens hatte auch für die SEC Beispielscharakter, um zu zeigen: Wer kooperiert, findet dafür Anerkennung", erklärt Siemens-Aufsichtsratchef Gerhard Cromme im "Spiegel".

Der Schmiergeld-Skandal kostet Siemens mehrere Milliarden Euro an Anwalts- und Beratungskosten, Strafgeldern sowie einen Imageverlust. Aber seither haben Compliance-Abteilungen, die für die Einhaltung von gesetzlichen und freiwilligen Regeln sorgen, nicht nur bei Siemens einen deutlich höheren Stellenwert.

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Stichtag am 16.12.2018: Vor 50 Jahren: Gründung der Universität Dortmund.