In Israel nennen sie ihn Sphinx, weil er undurchschaubar bleibt. Shimon Peres besorgt Waffen für den Krieg gegen die Araber und ist Drahtzieher beim israelischen Atomprogramm. Er will aber auch den Ausgleich mit den Palästinensern.
Peres macht fast 70 Jahre lang Politik. "Er ist immer Zionist gewesen, durch und durch Zionist", sagt seine Biografin Tamar Amar-Dahl. Peres will ein Land, in dem Juden das Sagen haben.
Nach Palästina emigriert
Geboren wird Peres am 2. August 1923 in Wiszniew im damaligen Polen. Mit seinen Eltern wandert er 1934 nach Palästina aus. Zurück bleibt sein Großvater, der Rabbiner stirbt später in einer von den einmarschierten Deutschen angezündeten Synagoge. "Ich erinnere mich an seinen letzten Worte, die mir befahlen: 'Mein Junge, bleib immer ein Jude'."
Früh wird Shimon Mitglied der Haganah, einer jüdischen militärischen Widerstandsorganisation, die während des britischen Mandats in Palästina aktiv ist. 1948 habe Peres in den USA Waffen für die israelische Armee beschafft, sagt die Historikerin Amar-Dahl. Der neue Staat Israel gewinnt den Unabhängigkeitskrieg gegen die arabischen Länder.
Außenminister unter Rabin
In den 1950er Jahren schließt Peres einen geheimen Waffendeal mit den Westdeutschen: "Ich habe noch Adenauer kennengelernt", sagt der israelische Politiker. "Er hatte verstanden, was getan werden muss."
Israel schließt nach drei Kriegen mit zwei Nachbarn Frieden: Ägypten und Jordanien. Der Konflikt mit den Palästinensern bleibt. Hoffnung weckt das Oslo-Abkommen 1993. Peres ist damals Außenminister unter Jitzhak Rabin. Die beiden beschließen mit Palästinenser-Chef Jassir Arafat eine Zwei-Staaten-Lösung.
Erhält Friedensnobelpreis
Unumkehrbar sei das, was Oslo geschaffen habe, sagt Peres. Er, Rabin und Arafat erhalten dafür 1994 den Friedensnobelpreis.
Doch Ministerpräsident Rabin wird ein Jahr später von einem streng religiösen Juden erschossen. Peres sagt bei der Beerdigung: "Wir wussten, dass man keine Angst vor dem Tod haben darf - und man darf nicht mit dem Frieden zögern."
Schließlich Staatpräsident
Peres setzt seinen pragmatischen Kurs fort. Er weigert sich, die Massentötungen von Armeniern im Ersten Weltkrieg einen Völkermord zu nennen - und sichert sich so türkische Rüstungsaufträge über zwei Milliarden Dollar.
2007 wird Peres von der Knesset zum Staatspräsidenten gewählt. Er fordert bis zum Schluss eine Zwei-Staaten-Lösung. Shimon Peres stirbt am 28. September 2016 mit 93 Jahren in Tel Aviv.
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