Schloss Bellevue in Berlin (Aufnahme von 2014)

18. Juni 1959 - Schloss Bellevue wird zweiter Amtssitz des Bundespräsidenten

Stand: 18.06.2019, 00:00 Uhr

Bellevue heißt auf Deutsch "Schöne Aussicht". Die hat man vom Berliner Schloss Bellevue aus. Es steht am Rand des Tiergartens und ist von einem großen Park umgeben, der an das Spreeufer grenzt.

Gebaut wird der Adelssitz 1785 von Prinz August Ferdinand von Preußen, einem jüngeren Bruder Friedrichs des Großen. In diesem Wohnschloss realisiert Kaiser Wilhelm II. die deutsche Niederlage am Ende des Ersten Weltkrieges. Er flüchtet in die Niederlande und lässt die gesamte Innenausstattung nachholen - samt abmontierter Wasserhähne.

Gästeresidenz der Nazis

Während der Weimarer Republik wächst Gemüse in den Gärten von Bellevue. 1928 übernimmt das Land Preußen das Schloss von den Hohenzollern und nutzt es für Kunstausstellungen.

Die Nationalsozialisten machen aus Bellevue zunächst ein Volkskundemuseum. Ab 1938 dient das Schloss als Gästeresidenz, wo Adolf Hitler ausländische Staatsgäste empfängt. Im Zweiten Weltkrieg wird unter dem Gebäude ein Bunker mit 2,5 Meter dicken Betondecken gebaut. Der Bunker hält dem Bombenhagel stand, das Schloss wird stark beschädigt.

Schloss Bellevue wird 2. Amtssitz des Bundesprä. (am 18.06.1959)

WDR 2 Stichtag 18.06.2019 04:16 Min. Verfügbar bis 15.06.2029 WDR 2


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Wiederaufbau nach Zerstörung

Ab 1955 wird Bellevue wiederaufgebaut. Am 18. Juni 1959 wird das Schloss offiziell zum zweiten Amtssitz des Bundespräsidenten, nach der Villa Hammerschmidt in Bonn.

In den 1970er Jahren öffnet Bundespräsident Gustav Heinemann das Schloss auch für die Öffentlichkeit: einmal im Jahr zum Sommerfest. Der Berliner Volksmund spricht von "Justavs Jartenfete".

Symbolische Akte der Wiedervereinigung

Nach dem Fall der Mauer lässt Bundespräsident Richard von Weizsäcker den traditionellen Neujahrsempfang für das Diplomatische Korps im Bellevue stattfinden - noch vor dem Umzugsbeschluss des Bundestages.

1994 macht Roman Herzog aus Schloss Bellevue den ersten Amtssitz des Bundespräsidenten. Das Preußen-Schloss ist dafür allerdings zu klein. Deshalb wird daneben ein ellipsenförmiges Bundespräsidialamt gebaut.

Monatelange Wartezeit

Besichtigt werden kann das sogenannte Präsidenten-Ei nicht, aber das weiße Schloss Bellevue. Dafür braucht man jedoch Geduld, derzeit beträgt die Wartezeit neun Monate.

Im Gebäude selbst gibt es allerdings fast nichts mehr Historisches zu besichtigen. Bereits 1959 hieß es in Berlin, das Bellevue sehe von innen nicht aus wie ein Schloss - sondern wie eine Eisdiele.

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