Eingang der Confiserie Sprüngli in Zürich

24. März 1916 - Confiseur Richard Sprüngli wird geboren

Stand: 24.03.2016, 00:00 Uhr

In nobelster Lage mitten in einer der teuersten Städte der Welt residiert eine Schweizer Institution.  Seit 157 Jahren lockt am Paradeplatz in Zürich die Confiserie Sprüngli mit süßen Verführungen der Luxusklasse. "Wenn ein Pelzmantel oder ein Brillantring nicht mehr reichen, können Sie auch ein Kilo Pralinen verschenken – von Sprüngli", sagt Richard Sprüngli, der fast vier Jahrzehnte die Geschicke der Zürcher Zuckerbäckerei leitet.

In fünfter Generation übernimmt Richard Sprüngli 1956 die Leitung der traditionsreichen Confiserie, die der Chocolatier David Sprüngli-Schwarz einst begründet hat. Seit 1859 ist sie im damals neu errichteten Stammhaus am Paradeplatz beheimatet und gilt als erste Adresse für gut betuchte Schleckermäuler aus aller Welt.

Die Erfolgsgeschichte des Luxemburgerli

Das Können und Wissen der Sprüngli-Dynastie trägt entscheidend zum Ruhm der Schweizer Schokolade bei. Ende des 19. Jahrhunderts trennen sich die beiden Nachfahren des Firmengründers David. Der eine erhält die Schokolade-Produktion und gründet mit dem Berner Rodolphe Lindt die weltbekannte Firma Lindt & Sprüngli. Der andere führt die ererbte Konditorei weiter und ergänzt sie 1909 um das heute legendäre Café Sprüngli. Am Paradeplatz, wo Herstellung, Verkauf und Postversand aller Erzeugnisse unter einem Dach vereint sind, wächst auch der am 24. März 1916 geborene Richard Sprüngli auf.

Als Bub steht er am liebsten in der Backstube und schaut zu, wie die Chocolatiers mit großer Fingerfertigkeit immer neue Praliné-Köstlichkeiten kreieren. Nach Lehr- und Wanderjahren steigt Richard Sprüngli 1956 zum Chef des Familienunternehmens mit über 100 Angestellten auf. In diese Zeit fällt auch die Erfindung des Luxemburgerli, Sprünglis Markenzeichen und wichtigster Umsatzgarant. "Die Produktion von Luxemburgerli ist der Olymp meines Berufsstandes", schwärmt Sprüngli-Chefkonditor Hans Küttel über die noch immer in Handarbeit gefertigte Spezialität des Hauses. Angeblich hat Richard Sprüngli das acht Gramm leichte Eischnee-Makrönchen mit Buttercremefüllung nach seinem Erfinder, einem jungen Konditorlehrling aus Luxemburg, benannt.

Firmenpatriarch alter Schule

Unter Richard Sprünglis Führung setzt die exklusive Confiserie auf Expansion. Das Angebot an Praliné-Sorten und –aromen wächst um ein Vielfaches, so dass es im Stammhaus am Paradeplatz bald zu eng wird. 1961 eröffnet Sprüngli in Dietikon am Stadtrand von Zürich eine neue Produktionsstätte. Von dort werden auch der Lieferdienst und der Postversand an Kunden in aller Welt abgewickelt. Handfertigung durch gelernte Konditoren und ausschließlich frische Zutaten garantieren aber weiter höchsten Genuss. Ab 1970 richtet Sprüngli weitere Verkaufsstellen und Niederlassungen ein, zunächst nur in Zürich, dann auch in anderen Schweizer Städten. Eine Expansion ins Ausland aber lehnt der traditionsbewusste Sprüngli ebenso ab wie lukrative Übernahmeangebote.

Erst mit 78 Jahren übergibt der kinderlose Patriarch 1994 die Geschäftsführung seinen Neffen Milan und Thomas Prenosil. Als Präsident des Verwaltungsrates wacht er jedoch weiter über sein Zuckerbäcker-Imperium mit rund 1.000 Mitarbeitern. Noch im Alter von 90 Jahren taucht der Senior fast jeden Tag um 6.30 Uhr im Büro am Paradeplatz auf, bevor er zu Fuß die Filialen im Zürcher Stadtgebiet inspiziert. Als Richard Sprüngli im Oktober 2013 mit 97 Jahren stirbt, hinterlässt er ein florierendes Unternehmen und einen Markennamen, der dank einer mit Augenmaß betriebenen Expansion seine Exklusivität bewahrt hat. Nach Sprünglis Tod wagen Milan und Thomas Prenosil den Sprung über die Landesgrenzen. Die erste und bislang einzige Sprüngli-Niederlassung außerhalb der Schweiz ensteht dort, wo es an zahlungsfreudiger Kundschaft nicht mangelt: in Dubai.

Stand: 24.03.2016

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