R.E.M. - Sänger Michael Stipe 2008 in Hamburg

21. September 2011 - Auflösung der US-Rockband R.E.M.

Stand: 21.09.2016, 00:00 Uhr

Mit "Losing My Religion", "Shiny Happy People" oder "Man on the Moon" schreibt die US-Band R.E.M. in den 1990er Jahren Musikgeschichte. 85 Millionen Mal verkaufen sich ihre Platten, bis heute gilt die Gruppe als eine der erfolgreichsten Bands des Alternative Rock. Doch dann, nach 31 Jahren, ist plötzlich Schluss.

"Ich hoffe, dass unsere Fans verstehen, dass dies keine einfache Entscheidung war", verabschiedet sich Sänger Michael Stipe am 21. September 2011 – etwas lapidar, und leise wie eine bittersüße R.E.M.-Ballade. "Aber alle Dinge müssen enden, und wir wollen es richtig tun, auf unsere Weise." Und Bassist Mike Mills erklärt im norwegischen Fernsehen, man habe sich getrennt, "weil wir spürten, dass es an der Zeit ist. Weil wir die seltene Gelegenheit haben, unter unseren eigenen Bedingungen auseinanderzugehen."

"Ihr seid nicht das Publikum, das ich gerne hätte"

Die Geschichte von R.E.M. beginnt 1980 in Athens im US-Bundesstaat Georgia, als sich Stipe und Mills mit dem Gitarristen Peter Buck und dem Schlagzeuger Bill Berry zusammentun. Den Namen ihrer Band entleihen sie dem Fachausdruck "Rapid Eye Movement" (REM) für die schnellen Augenbewegungen bei geschlossenen Lidern in der Traumphase des Schlafs. Mit ihrer gelungenen Mixtur aus Melancholie und euphorischen Einschlägen hangelt sich R.E.M. zunächst von Collegeradio zu Collegeradio abseits des Mainstreams. Dabei versteht sich die Gruppe vor allem als politisch orientierte Band, die sich den Mechanismen des Musikmarkts entziehen möchte.

Doch in den 80er und 90er Jahren werden R.E.M. vom kommerziellen Erfolg eingeholt. Damit habe die Band große Schwierigkeiten gehabt, sagt WDR 2-Musikchef Stephan Laak: "dass sie auf einmal vor einem Publikum aufgetreten sind, das sich gar nicht mehr so sehr um die Inhalte gekümmert hat, oder darum, wie die Band sich sieht, wo sie herkommt." Er selbst habe es einmal erlebt, wie Stipes bei einem Konzert viele Songs mit dem Rücken zum Publikum gespielt habe. Inzwischen deute er das als Statement: "Ich bin nicht der Michael Stipe, für den ihr mich haltet. Oder: Ihr seid nicht das Publikum, das ich gerne hätte."

80 Millionen Dollar für fünf Alben

Tatsächlich landet R.E.M. einen Hit nach dem anderen, verkauft Millionen Alben und füllt mit den Konzerten ganze Stadien. Das Pendeln zwischen Anspruch, Kunst und Kommerz gerät zum Balanceakt, der immer schwieriger wird. 1993 versucht die Band, mit dem Album "Monster" zu ihren rockigen Wurzeln zurückzukehren – aus "Liebe zur Musik", wie Gitarrist Peter Buck betont. Drei Jahre später allerdings schließen R.E.M. einen Vertrag mit dem Plattenlabel Warner über 80 Millionen US-Dollar für die kommenden vier Alben ab, plus 24-prozentiger Gewinnbeteiligung. "Ich denke, niemand ist 80 Millionen Dollar wert", sagt Bassist Mike Mills damals. "Aber die Plattenfirma wollte uns so viel bezahlen und wir haben akzeptiert."

Jetzt hätte man dank der finanziellen Unabhängigkeit "die Narrenfreiheit, witzige, verrückte Sachen und witzige, verrückte Platten zu machen", sagt Mills damals. Dabei ist der Vertrag mit Warner aus heutiger Sicht der Anfang vom Ende. 1997 erklärt Drummer Bill Berry, dem Druck nicht mehr gewachsen zu sein, R.E.M. macht als Trio weiter. Die neuen Platten wirken seltsam blass und verkaufen sich nur noch mäßig, das Ende 2011 ist die logische Folge.  

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