Polizeiwagen stehen nach Überfall vor KaDeWe

20. Dezember 2014 - Raubüberfall im Berliner Kaufhaus KaDeWe

Stand: 20.12.2019, 00:00 Uhr

Es ist der letzte Samstag vor Weihnachten, im Berliner Kaufhaus KaDeWe machen sich die Mitarbeiter für den morgendlichen Kundenansturm bereit. Um 10.20 Uhr stoppt an diesem 20. Dezember 2014 vor dem KaDeWe-Seiteneingang Ansbacher Straße ein schwarzer Audi A4.

Fünf maskierte Männer springen aus dem Wagen, stoßen rüde die Kunden zur Seite und stürmen in die Schmuckabteilung im Erdgeschoss. Einen Security-Mann setzen sie mit Reizgas außer Gefecht. Dann zertrümmern die Räuber mit Macheten, Äxten und Hämmern das Panzerglas der Vitrinen und raffen die Auslagen zusammen.

KaDeWe-Raubüberfall in Berlin (am 20.12.2014)

WDR 2 Stichtag 20.12.2019 04:12 Min. Verfügbar bis 17.12.2029 WDR 2


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Familienclans im Fokus

Der spektakuläre Überfall dauert nur 79 Sekunden. So schnell wie die Täter gekommen sind, verschwinden sie wieder und rasen in ihrem getunten Wagen davon. Trotz Großfahndung können sie entkommen. Das KaDeWe wird danach für knapp zwei Stunden geschlossen; Ersthelfer der Feuerwehr versorgen geschockte und durch Reizgas verletzte Personen.

Bei ihrem Blitz-Coup erbeuten die Räuber 15 Rolex-Uhren und Chopard-Diamantschmuck im Wert von rund 817.000 Euro. Die gesamte Tatausführung lenkt den Verdacht der Fahnder auf polizeibekannte Familienclans. "Es ist kennzeichnend, dass neben der großen Gewinnerwartung bei diesen herausragenden Straftaten eben gerade die Risikobereitschaft besonders hoch ist", erklärt Dirk Jacob, Chefermittler des LKA für Clan-Kriminalität.

Das auffällige Fluchtfahrzeug wird schnell aufgespürt. Dessen Besitzer Hussein Miri wird verhaftet und sagt gegen Mitglieder des Al Zein-Clans aus. Am 12. April 2015 nimmt ein SEK-Großaufgebot Jehad und Khalil Al-Zein fest. Die Beute aus dem KaDeWe-Raubzug bleibt unauffindbar.

Kronzeugen gegen Clan-Chef

Der Prozess gegen die drei 26 bis 29 Jahre alten Männer beginnt im November 2015. Hussein Miri bleibt bei seinen belastenden Angaben. Der Al-Zein- und der Miri-Clan seien offenbar zerstritten, sagt Staatsanwältin Susan Wettley. Hussein Miri kommt mit zwei Jahren auf Bewährung davon, Jehad Al-Zein muss als Anführer des KaDeWe-Überfalls sechs Jahre und acht Monate in Haft. Kalil Al-Zein wird mangels Beweisen freigesprochen.

Ende März 2016 sagen zwei weitere Mittäter gegen den Chef des Al-Zein-Clans aus. Zaki Al-Zein sei mit 50 Prozent an der Beute beteiligt und habe ihnen für einen nie ausgeführten Auftragsmord 150.000 Euro bezahlt. Danach werden auch Zaki Al-Zein und andere Clan-Mitglieder angeklagt. Die Kronzeugen verschwinden im Zeugenschutzprogramm. "Die Aussagen der beiden sind das Beste, was wir je hatten“, sagt ein Ermittler.

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