Radaranlage des deutschen Schlachtschiffs "Bismarck", 1941

30. April 1904 - Der vergessene Radar-Erfinder aus Düsseldorf

Stand: 30.04.2019, 00:00 Uhr

Es ist ein simples Klingelgeräusch, das im Mai 1904 eine Schar von Gästen unter der Kölner Hohenzollernbrücke begeistert. Erzeugt wird das Geräusch von einer Apparatur, deren Antenne auf den Rhein gerichtet ist. Bei jedem vorbeifahrenden Boot meldet das Signal "Schiff voraus".

Mit diesem Telemobiloskop, wie Christian Hülsmeyer seine Erfindung nennt, könnten Schiffskollisionen bei schlechter Sicht bald der Vergangenheit angehören. Der 22-Jährige experimentiert seit dem Besuch des Lehrerseminars mit elektromagnetischen Wellen und hofft auf eine erfolgreiche Vermarktung seiner Idee.

Patent für das Radar (am 30.04.1904)

WDR 2 Stichtag 30.04.2019 03:57 Min. Verfügbar bis 27.04.2029 WDR 2


Download

Vorläufer des modernen Radars

"Es ist eigentlich sehr einfach, das Prinzip", erklärt Radarexperte Professor Joachim Ender vom Fraunhofer Institut: Elektromagnetische Wellen werden ausgestrahlt, breiten sich aus, werden reflektiert und von der Empfangsantenne wieder aufgenommen. "Und dann der Signalverarbeitung zugeführt", so Ender.

Die Zeitungen wittern eine Sensation, sogar die "New York Times" berichtet über das Telemobiloskop, dessen zugrundeliegende Technik später als Radar berühmt werden wird.

Erfindung, die niemand haben will

Hülsmeyer glaubt sich auf Erfolgskurs, hat sein Telemobiloskop bereits am 30. April 1904 zum Patent angemeldet. Doch die erhofften Aufträge bleiben aus. Der Düsseldorfer Tüftler lässt die Radar-Pläne in der Schublade verschwinden und widmet sich erfolgreich anderen Ideen.

Erst Hitlers Kriegsvorhaben wiederbeleben seine Erfindung - verschiedene Wissenschaftler arbeiten an modernen Radarsystemen. "Da haben die Militärs nun wirklich erkannt, wie wichtig Radar sein wird", erklärt Professor Ender. Neben Deutschland setzt vor allem England auf elektromagnetische Wellen und beauftragt Robert Watson-Watt mit einem Frühwarnsystem gegen die deutsche Luftwaffe.

Der Physiker entwickelt das "Radio Detection and Ranging (Radar)", das den Briten wichtige Vorteile in der Luftschlacht verschafft. Nach Kriegsende wird Wattson-Watt als Radar-Erfinder von der Königin geehrt.

Wer ist der Vater des Radars?

Was die Briten als Radar feiern, ist für Hülsmeyer nichts anderes als sein Telemobiloskop von 1904. "Er brauchte nur auf Grund meiner Patentschriften den Stand der Technik da mit einzuschalten", erklärt Hülsmeyer später in einem Interview. Fertig sei das gefeierte Radar gewesen.

Mitte der 1950er wird Christian Hülsmeyer als Radar-Erfinder wiederentdeckt. Er stirbt 1957 im Alter von 75 Jahren als wohlhabender Unternehmer, wenige Wochen nach einer Ehrung durch Kanzler Konrad Adenauer.

Programmtipps:

Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.

"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 30. April 2019 ebenfalls an die Erfindung des Radars. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.

Stichtag am 01.05.2019: Vor 100 Jahren: Der 1. Mai wird gesetzlicher Feiertag