Junge Frauen und Männer schnüffeln bei Partylicht an getragenen T-Shirts

19. April 2013 - Erste Pheromon-Party für Singles in Berlin

Stand: 19.04.2018, 00:00 Uhr

Im proppenvollen Hinterzimmer der Berliner Bar "Bitte & Danke" müffelt es mächtig. Bei tropischem Klima ist Schweiß die vorherrschende Duftnote. "Machst du mit oder bist du Journalist?" lautet die wohl meist gestellte Frage an diesem Abend.

Das ist nicht verwunderlich, denn die meisten Anwesenden sind im Auftrag von Presse, Funk und Fernsehen dort. Angelockt hat sie Deutschlands erste Pheromon-Party, die ein Dating-Portal am 19. April 2013 in Friedrichshain veranstaltet. Partnersuchende Singles sind eindeutig in der Minderheit.

Erste Pheromon-Party in Deutschland (am 19.04.2013)

WDR 2 Stichtag 19.04.2018 04:03 Min. Verfügbar bis 16.04.2028 WDR 2


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Körpergeruch – eine Sache der Gene

Mehr als hundert junge Frauen und Männer haben sich laut Veranstalter zu der Pheromon-Party angemeldet. Gekommen sind nur etwa halb so viele, die nun mit Prüfermiene ihre Nasen in nummerierte und nach Geschlechtern getrennte Plastikbeutel stecken. In jedem liegt ein drei Tage getragenes T-Shirt, das den Körperduft seiner Besitzerin oder seines Besitzers verströmt.

Körperduft entsteht natürlicherweise durch Absonderungen von Stoffen wie Butter- oder Fettsäuren. "Aber er enthält auch Botenstoffe, die alle möglichen Stimmungen kundtun", weiß der Geruchsforscher Hanns Hatt von der Ruhr-Uni Bochum. Sexualpheromone etwa beeinflussen die Anziehungskraft eines potenziellen Partners.

"Unser Körpergeruch", erklärt Hatt, "wird durch unsere Gene bestimmt. Familienmitglieder haben wegen ähnlicher Gene einen ähnlichen Geruch. Je unähnlicher der Geruch, umso ungleicher sind auch die Gene und umso attraktiver sind Männer und Frauen füreinander." Wissenschaftlich gesehen basiert die Idee der Pheromon-Party also auf einem Trick der Evolution, der Inzucht verhindern soll.

Nase voll von Schmutzwäsche

Wer unter den Teilnehmern des Berliner Schnüffel-Events nach einigen Geruchsproben einen angenehmen Duft gefunden hat, lässt sich mit dem T-Shirt seiner Wahl fotografieren. Die Shirtbesitzer können dann an einer Fotowand entscheiden, ob sie ihre Kandidatinnen oder Kandidaten kennenlernen wollen.

Umlagert von Journalisten, Kameras und Mikrofonen kommen die stark verschwitzten Gäste im "Bitte & Danke" allerdings kaum in Flirtstimmung. Das Gros der Teilnehmer hat schnell die Nase voll von der eingetüteten Schmutzwäsche und verduftet. Die aus den Vereinigten Staaten herüber gewehte Kuppelparty mit dem verlockenden Körpergeruch wird ein Flop.

Programmtipps:

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