Canon Collins spricht am 4. April 1958 (Karfreitag) zu Demonstranten, die sich am Trafalgar Square in London zu einem Protestmarsch zu Atomwaffen-Forschungsanlage Aldermaston versammelt haben

April 1958 - Erster Ostermarsch von Atomwaffengegnern in London

Stand: 03.04.2018, 00:00 Uhr

Mitte des 20. Jahrhunderts verschärft sich der Kalte Krieg. Die Gefahr einer atomaren Auseinandersetzung ist plötzlich real. Nach den USA und der Sowjetunion wird Großbritannien zur dritten Atommacht. 1957 testen die Briten im Pazifik eine Wasserstoffbombe.

Gegen die Logik der gegenseitigen Abschreckung durch Atomwaffen gibt es Widerspruch. Im Februar 1958 wird die britische "Kampagne für nukleare Abrüstung" gegründet. Zu Ostern 1958 organisiert die Sammlungsbewegung einen Protestmarsch von London zum 80 Kilometer entfernten Atomwaffen-Forschungszentrum in Aldermaston.

April 1958 - Erster Ostermarsch in England

WDR 2 Stichtag 03.04.2018 04:08 Min. Verfügbar bis 31.03.2028 WDR 2


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1960 erstmals in Deutschland

Hunderte Menschen beteiligen sich am ersten Ostermarsch - der zur Tradition wird. 1959 gehört auch der Hamburger Konrad Tempel zu den Teilnehmern. Er will die Ostermarsch-Bewegung auch in der Bundesrepublik in Gang setzen, wo das Wettrüsten ebenfalls für Diskussionen sorgt. Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) hatte sich für die atomare Bewaffnung der Bundeswehr ausgesprochen.

Tempel organisiert Ostern 1960 mit Freunden einen Sternmarsch von Bremen, Hannover, Braunschweig und Hamburg zum NATO-Truppenübungsplatz im niedersächsischen Bergen. Ein besonderer Ort, sagt Tempel später, "weil dort das Konzentrationslager Bergen-Belsen gewesen war" - wo unter anderem auch Anne Frank starb.

1968 und 1980er Jahre als Höhepunkte

Bald darauf breiten sich die Ostermärsche in der ganzen Bundesrepublik aus. Die Bewegung wächst von Jahr zu Jahr. 1968 erreicht sie einen ersten Höhepunkt: Die Studentenunruhen, die Ermordung Martin Luther Kings und der Vietnamkrieg bringen rund 300.000 Demonstranten auf die Straße.

Danach wird es wieder ruhiger an den Ostertagen. Neuen Auftrieb erhält die Friedensbewegung Anfang der 1980er Jahre durch den NATO-Doppelbeschluss, als Hunderttausende gegen die Aufstellung von US-Mittelstreckenraketen protestieren.

Golfkriege mobilisieren

Nach dem Ende des Kalten Krieges wird die Bewegung wieder kleiner. Doch Anlässe wie die Golfkriege 1991 und 2003 sorgen punktuell weiterhin für eine größere Mobilisierung. Auch heute sind es noch immer mehrere Tausend, die sich bundesweit zum alljährlichen Ostermarsch treffen. Anlässe gibt es schließlich genug.

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