Lottoscheine

3. Mai 1955 - NRW beschließt Einführung der Lotterie "6 aus 49"

Stand: 03.05.2020, 00:00 Uhr

Weiter arbeiten oder sofort alles hinschmeißen? Einmal richtig nobelshoppen oder das Haus abbezahlen? Alles für sich behalten oder mit Freunden teilen? Die meisten von uns wissen genau, was sie mit dem imaginären Lotto-Gewinn machen würden. Auch diejenigen, die gar kein Lotto spielen, sind gedanklich auf plötzlichen Reichtum vorbereitet.

Bis zu sieben Millionen Glückssucher setzen regelmäßig ihre Kreuzchen auf dem Tippschein. Wenn der Jackpot prall gefüllt ist, sind es drei- bis viermal so viele. Wie Anfang 2020. Da betrug der Jackpot 32 Millionen Euro.

Lottoverbot zum Schutz vor finanziellen Verlusten

Die Wurzeln des modernen Zahlenlottos liegen im italienischen Genua. Dort werden 1575 aus einer Liste mit 90 Namen fünf Senatoren für den Stadtrat ausgelost. Die Bürger schließen Wetten darauf ab, wer es schaffen wird, und begründen so das Spiel 5 aus 90. Später werden die Namen durch Zahlen ersetzt, und Lotto verbreitet sich fortan in ganz Europa. Deutschlands erste staatliche Lotterie wird 1612 in Hamburg aufgebaut.

Die deutsche Bevölkerung liebt das Spiel, so mancher verzockt mehr, als er sich leisten kann. Deshalb wird Lotto Anfang des 19. Jahrhunderts in Deutschland verboten. Erst nach 1945 wird das wieder anders. Allerdings tippen die Bundesbürger zunächst auf Fußballergebnisse.

Waisenkind als Lottofee

Der Münsteraner Lothar Lammers entwickelt mit einem Freund die Glücksformel "6 aus 49" und findet Unterstützer in der Politik. Am 3. Mai 1955 beschließt die Landesregierung von NRW, die Zahlenlotterie wieder einzuführen. Schleswig-Holstein, Hamburg und Berlin sind auch mit dabei. Die Hälfte der Einnahmen muss das Land als Gewinn wieder ausschütten.

Bei der Premiere im Oktober 1955 liegen mehr als 250.000 Tippscheine vor, die Spieler investieren 515.000 D-Mark. Das Hamburger Waisenkind Elvira ist die erste Lottofee und zieht als erste Zahl ausgerechnet die Unglückszahl 13. Über sechs Richtige kann sich an diesem Tag niemand freuen. Dafür träumen immer mehr vom schnellen Geld, für 50 Pfennig pro Schein ist man dabei. Schon 1959 erzielt der Deutsche Lottoblock, den die Landesgesellschaften gebildet haben, einen Umsatz von mehr als einer Milliarde D-Mark. Ab 1965 wird die Ziehung im Fernsehen übertragen.

Seitdem wächst die Lottofamilie ständig: Spiel 77, Mittwochslotto und Super 6 kommen hinzu. Der Köder ist immer der gleiche: möglichst hohe Gewinnsummen. Dabei lässt man sich auch von der Statistik nicht abhalten. Die Wahrscheinlichkeit, den Jackpot zu holen, liegt bei eins zu 140 Millionen.​

Programmtipps:

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