Northern Pacific Railroad

8. September 1883 – Northern Pacific Railroad vollendet

Stand: 08.09.2018, 00:00 Uhr

Eigentlich ist die Northern Pacific Railroad schon seit August 1883 fertig, der Verkehr rollt bereits. Aber der Präsident der Eisenbahngesellschaft, Henry Villard, will seinen internationalen Gästen ein Spektakel bieten. Hunderte von ihnen, vor allem Geldgeber und Journalisten aus Deutschland, hat er in einen Luxuszug verfrachtet, der in elf Tagen von New York zu jener Stelle in Montana fährt, bei dem der westliche Schienenstrang der Northern Pacific Railroad auf den östlichen treffen soll.

Zu diesem Zweck lässt Villard 200 Meter Gleis wieder herausreißen und simuliert am 8. September 1883 einen Wettkampf der aus dem Osten und dem Westen sich vortastenden Arbeiter. Zusammen mit den Bergleuten, Farmern und Cowboys, die aus der Umgebung herbeigekommen sind, schauen rund 3.000 Menschen der nachgestellten Eröffnung zu.

Northern Pacific Railroad fertig gestellt (am 08.09.1883)

WDR 2 Stichtag 08.09.2018 04:16 Min. Verfügbar bis 05.09.2028 WDR 2


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Geld aus Deutschland

Geboren wird Villard als Ferdinand Heinrich Gustaf Hilgard 1835 in Bayern. 1853 kommt er ohne Englischkenntnisse in New York an. Drei Jahre später übernimmt er das deutschsprachige "Volksblatt" in Chicago, im Amerikanischen Bürgerkrieg verdingt er sich als Kriegsberichterstatter. Einen Namen macht sich Villard aber vor allem als Finanzier der Erfindungen von Thomas Alva Edison – und der amerikanischen Eisenbahn, für die er Gelder auch in Deutschland eintreibt.

An der dritten transkontinentalen Eisenbahnlinie durch die USA beißt sich Villard allerdings fast die Zähne aus: Die Verlegung des knapp 2.000 Meilen langen Schienenstrangs durch teils überaus schroffes Gebirge bringen ihn an den Rand des Ruins. Deshalb braucht er zur Eröffnung der Northern Pacific Railroad auf jeden Fall einen Erfolg.

Sitting Bull gibt Autogramme

Hierzu lässt sich Villard einiges einfallen. Seine Eisenbahngesellschaft verschickt Wimpel und grüne Schleifen in die von der Linie passierten Städte und fordert die Bewohner auf, ihre Häuser zu schmücken, ihre landwirtschaftlichen Erfolge zu demonstrieren und für den nachts passierenden Zug das Licht brennen zu lassen. Um die deutschen Passagiere zu begeistern, lässt der findige Unternehmer sogar das Städtchen Edwinton in North Dakota in "Bismarck" umbenennen. Hier hat Villard für eine Rast der Zuginsassen Indianer aufgefahren, kein Geringerer als Sioux-Häuptling Sitting Bull gibt Autogramme.Trotzdem sind viele der Teilnehmer damals entsetzt über die riesigen Abschnitte wilder Landschaft ohne Farmen, Gewerbe oder Anzeichen von Agrarkultur.

Dem Erfolg der Northern Pacific Railroad tut dies keinen Abbruch, ihr Ausbau geht voran. 1929 besteht das Streckennetz aus 6.784 Meilen, das sind fast 11.000 Kilometer. Seit 1995 gehört die Strecke zur Burlington Northern Santa Fe Railway.

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