Cover der Zeitschrift "Nature"

4. November 1869 – Erste Nummer der Zeitschrift "Nature" erscheint

Stand: 04.11.2019, 00:00 Uhr

Norman Lockyer ist Hobbyastronom. Und entdeckt bei einer Sonnenfinsternis in der Korona ein auf der Erde unbekanntes Element, das er Helium nennt. Gleichzeitig fällt er bei seinem Arbeitgeber, dem britischen Kriegsministerium, einem Personalaufbau zum Opfer.

Obwohl der 32-Jährige bereits an einem Wissenschaftsjournal gescheitert ist, versucht er es in seiner Not erneut. Und schafft damit die Grundlagen für eines der bis heute wichtigsten und einflussreichsten Wissenschaftsorgane der Welt.

Am 4. November 1869 kommt die erste Nummer von "Nature" heraus. Bis heute sind rund 7.800 Hefte erschienen.

Zeitschrift "Nature" erscheint (am 04.11.1869)

WDR 2 Stichtag 04.11.2019 03:59 Min. Verfügbar bis 01.11.2029 WDR 2


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Für Laien und Experten

In den Anfangsjahren versucht Lockyer den Spagat, interessierte Laien wie Fachpublikum gleichermaßen anzusprechen. Im ersten Heft berichtet er selbst wissenschaftlich und zugleich nahezu poetisch über die Sonnenfinsternis des Vorjahres.

Daneben stehen Artikel über die Düngung von Winterblühern, das Treffen der "Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte", Naturwissenschaft als Unterrichtsfach oder Kurznachrichten über den verschollenen Afrikaforscher David Livingstone.

Vor allem aber interessiert sich Lockyer für die wissenschaftliche Kontroverse, die er durch den Abdruck von "Briefen an den Herausgeber" anfeuert. Das macht "Nature" vor allem auch für die Fachwelt interessant.

Ein riesiges Geschäft

Spielt zunächst auch die Theologie und die Rechtswissenschaft noch eine Rolle, so beschränkt sich "Nature" immer mehr auf reine Naturwissenschaften, Medizin und Technik. Von Anfang an aber gibt es das Verfahren der "Peer-Review", bei dem Koryphäen die Beiträge ihrer Kollegen beurteilen.

So wird "Nature" zum Prestigejournal, das einer Elite von Autoren im akademischen Karrierekreislauf Ruhm und Ehre – sogenannten "Impact" – verspricht. Heute werden von den rund 11.000 jährlich eingereichten Manuskripten 92 Prozent abgelehnt.

Stetig steigende Abo-Preise

Rund 50 Jahre betreut Lockyer die Zeitschrift, die in den ersten 30 Jahren rote Zahlen schreibt, dann lässt er andere ans Ruder. Vor allem unter Robert Maxwell entwickelt sich "Nature" dank stetig steigender Abo-Preise zur Goldgrube.

Dass "Nature" heute einen so großen Einfluss auf das Wissenschaftssystem hat, halten viele Kritiker für bedenklich: Denn die Zeitschrift versucht nicht, "die Wissenschaft zu publizieren", wie es der ehemalige Chefredakteur Philip Campbell formuliert, sondern "die Wissenschaft, die wir für wichtig halten".

Programmtipps:

Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.

"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 4. November 2019 ebenfalls an die Gründung von "Nature". Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.

Stichtag am 05.11.2019: Vor 115 Jahren: Geburtstag des Chemikers Carl Leverkus