Münchhausen mit starrem Blick, blauer Hintergrund

11. Mai 1720 - Geburtstag von Karl Freiherr von Münchhausen

Stand: 11.05.2020, 00:00 Uhr

In der Regel haben Lügen kurze Beine. Manche aber schnallen sich die Siebenmeilenstiefel unter und verbreiten sich in Windeseile um die ganze Welt. Wie bei den später in Romanen verbreiteten und unter anderem mit Hans Albers verfilmten Geschichten, die ein gewisser Baron von Münchhausen seinen Gästen im 18. Jahrhundert serviert.

Von umgekrempelten Wölfen ist da die Rede, von mit Kirschkernen erlegten Hirschen und halbierten Pferden, denen das Wasser beim Trinken aus dem Hinterleib wieder herausläuft. Und von einem Ritt auf einer Kanonenkugel aus einer belagerten Stadt über das Heer der feindlichen Truppen – und wieder zurück.

Bitte um neue Unterwäsche

Den Baron Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen hat es wirklich gegeben. Geboren wird er am 11. Mai 1720 in Bodenwerder an der Weser. 1737 wird er Page von Herzog Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel. Als dieser zum Gemahl der zukünftigen Zarin bestimmt wird, reist Münchhausen ein Jahr später mit ihm nach Osten und wird in den Russisch-Österreichischen Krieg verwickelt, vor dessen Hintergrund viele der späteren Lügengeschichten spielen.

1739 wird Münchhausen Fähnrich der russischen "Braunschweig-Kürassiere", die in Riga lagern. In ihrem Gefolge nimmt er, zum Leutnant befördert, zwischen 1741 und 1743 wohl am Russisch-Schwedischen Krieg teil. Überliefert ist aus dieser Zeit nur ein Brief an seine Mutter daheim an die Weser, in der der Sohn um neue Unterwäsche für die zerschlissene alte bittet.

Als Greis düpiert

1750 kehrt Münchhausen nach Deutschland zurück, um mit seiner Frau vier Jahrzehnte auf dem geerbten Gut in Bodenwerder zu verbringen. Seine Geschichten erfindet er, um seine Gäste zu unterhalten, obwohl ihm eigentlich nichts wirklich Spannendes widerfahren ist.

Sein einziges Abenteuer erlebt er mit 74 Jahren: Nach dem Tod seiner Frau heiratet der schon greise Freiherr 1794 die erst 20-jährige Majorstochter Bernhardine Brunsig von Brunn, um die er drei Jahre lang gebuhlt hatte. Sie betrügt ihn (angeblich) schon in der Hochzeitsnacht.

Als Münchhausen wegen "ehelicher Untreue" die Scheidung einreicht, rächen sich die Lügengeschichten, die inzwischen von Autoren wie Gottfried August Bürger verbreitet worden sind. Sie dienen der Gegenseite als Argumente in einem ruinösen Prozess. Vereinsamt, verbittert und verarmt stirbt Münchhausen 1797 in Bodenwerder.

Heute ist dem Lügenbaron dort ein eigenes Museum gewidmet. Es beherbergt unter anderem die Original-Kanonenkugel, auf der Münchhausen zurück in die belagerte Stadt geritten ist. Echt wahr.​

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