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10. April 2013 - Luxemburg schafft Bankgeheimnis ab

Stand: 10.04.2018, 00:00 Uhr

Luxemburg liegt im Herzen Europas. Und hat mit knapp 600.000 Einwohnern genau so viele wie die Stadt Essen. Das Bruttoinlandprodukt liegt bei 90.000 Euro pro Kopf im Jahr – wesentlich mehr als in jedem anderen Land der EU. Das liegt daran, dass vor allem deutsche Kapitalanleger, die keine Lust haben, in der Heimat Steuern zu zahlen, ihr Geld hier deponieren. Immerhin gibt es in Luxemburg seit 1929 das Bankgeheimnis.

Der damalige Premierminister Luxemburgs, Jean-Claude Juncker, bringt es 1998, wenn auch verharmlosend, auf den Punkt: "Wenn ein deutsches Steueramt in West-Köln den Eindruck hat, der Metzger von der Straßenecke könnte eventuell ein Konto in Luxemburg haben, werden wir die Zusammenarbeit nicht so weit treiben, dass wir überprüfen, ob dieser Anfangsverdacht stimmt oder nicht stimmt." Schließlich sei man nicht der verlängerte Arm einer deutschen Behörde.

Bankgeheimnis in Luxemburg abgeschafft (am 10.04.2013)

WDR ZeitZeichen 10.04.2018 14:22 Min. Verfügbar bis 07.04.2028 WDR 5


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Asyl bei Steuerflucht

Zu einem gewissen Wohlstand kommt Luxemburg bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit Erz und Stahl. Dass anderswo mehr Geld zu holen ist, erkennt der Staat bereits 1929. Damals wird ein Gesetz erlassen, das Kapitalgebern aus dem Ausland Verschwiegenheit und Steuervorteile zusichert. Als sogenannte "Holdings" entstehen erste Briefkastenfirmen. In den 60er Jahren lockt diese Strategie vor allem deutsche Banken in das Großherzogtum.

"Internationale Finanzgesellschaften haben in Luxemburg alles, was sie brauchen", heißt es 1973 in einem Kommentar des WDR: "Ein freies Klima, ruhige Gewerkschaften und ein sakrosanktes Bankgeheimnis."

Gut vernetzt in der EU

Zu dieser Zeit regt sich in vielen Ländern bereits Unmut über die entgangenen Steuern. Aber als Gründungsmitglied der Europäischen Gemeinschaft ist das Großherzogtum innerhalb des Kontinents gut genug vernetzt, um genügend Druck ausüben zu können. Neben Luxemburg verweigern sich vor allem Belgien und Großbritannien Maßnahmen gegen Steuerflüchtlinge – richtig geschädigt werden vor allem Frankreich, Deutschland, Italien oder Spanien. Als sich die EU-Länder 2003 auf die Weitergabe von Informationen zu Zinseinnahmen ihrer Bürger im Ausland einigen, erreicht Luxemburg, dass Anleger hier nur eine anonyme Quellensteuer zahlen müssen. Holdings bleiben weiterhin befreit.

Unter US-Präsident Barack Obama wendet sich das Blatt. Er lässt Steuerflüchtlinge der USA bis in die Schweiz und nach Luxemburg verfolgen. Im Zuge dieses Drucks muss auch Luxemburg sein Bankgeheimnis aufgeben. Am 10. April 2013 gibt das Land bekannt, in Zukunft auch mit den europäischen Steuerbehörden zusammenarbeiten zu wollen –zumindest bei den Privatanlegern. Die Beihilfe zur Steuerverminderung multinationaler Konzerne, die ihr Geld über hochkomplexe Finanzkonstrukte auf Holdings in Luxemburg umleiten und so Milliarden Dollar an Steuern sparen, bleibt bestehen.

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