Liberace um 1978

4. Februar 1987 - Todestag des Entertainers Liberace

Stand: 04.02.2017, 00:00 Uhr

"Immer, wenn ich das hier trage, muss ich daran denken, was Mae West einmal gesagt hat", spricht Liberace während einer seiner legendären Las-Vegas-Shows 1969 ins Publikum: "Zu viel von etwas Schönem ist wundervoll." Da ist er gerade in seinem weißen Rolls Royce Phantom mit einem Chinchilla-Pelzmantel samt sechs Meter langer Schleppe auf die Bühne gefahren, um sich von der applaudierenden, vorwiegend weiblichen Menge feiern zu lassen.

Aus Sicht seiner Kritiker ist bei Liberace in den 40 Jahren seiner Entertainer-Karriere vieles ein bisschen zu viel. Zu viel Klunker, zu viel Glamour – und auch zu viel Erfolg. Denn seine Fernsehshows fegen in den 50ern die Straßen leer, er bekommt höhere Gagen als Elvis Presley, und hat in Las Vegas ein eigenes Museum. Liberace mischt Klassik und Pop, spielt für die Queen und den Papst. Sein Luxusleben ist legendär. Doch kein Mensch darf erfahren, wer er wirklich ist.

3.000 Noten pro Minute

Geboren wird Liberace 1919 als Władziu Valentino Liberace in West Allis, Wisconsin. Sein polnischer Vater ist Musiker und Fabrikarbeiter; mit vier Jahren sitzt Liberace am Klavier, gilt bald als Wunderkind. Als Jugendlicher spielt er in Bands und Klubs, brilliert aber auch mit klassischen Konzerten. Als ausgebildeter Pianist übersiedelt er 1942 nach New York, wo er aus seinen vielen Talenten und seinem fast aristokratischen Aussehen bald Kapital schlägt. Denn Liberace, wie er sich nunmehr nennt, ist nicht nur virtuos am Klavier. Er kann auch wundervoll plaudern.

Mit seinen Shows in Las Vegas wird Liberace schnell einem breiten Publikum bekannt. Als "schnellster Pianist der Welt" – angeblich bis zu 3.000 Noten pro Minute –  spielt auf den Partys von Gary Grant und dem Öl-Milliardär Paul Getty. 1952 bekommt er eine eigene Fernsehsendung. Im ganzen Land machen sich die Damen vor dem Bildschirm fein, wenn er ihnen von der Mattscheibe aus direkt in die Augen schaut. Wie es sich für ein Rendezvous gehört, steht dabei stets ein Kandelaber auf dem Flügel.

Wichtigste Frau: die Mutter

1954 verdient Liberace an einem einzigen Abend im Madison Square Garden rund 1,2 Millionen US-Dollar. Seine Show in Las Vegas spült 150.000 Dollar pro Woche in die Kasse. Liberace schwelgt im Luxus, aber die Frau fürs Leben erscheint an seiner Seite nicht. Auch wenn der Entertainer immer wieder potentielle Ehefrauen wie Prinzessin Margaret ins Feld führt, bleibt seine Mutter doch die wichtigste Frau in seinem Leben.

Als eine Zeitung darüber spekuliert, er könne homosexuell sein, verklagt er das Blatt und gewinnt. Tatsächlich lebt er sechs Jahre lang mit dem 40 Jahre jüngeren Scott Thorson zusammen. Als die Beziehung zerbricht, wird Thorson mit 75.000 Dollar, drei Autos und zwei Hunden abgefunden. Da hält sich Liberace längst mit Aufputschmitteln über Wasser.

Anfang der 80er Jahre wird Liberace von der Pop-Trash-Kultur und der Schwulenszene neu entdeckt. Da sind seine Auftritte in New York, die er mit stark geliftetem Gesicht und Perücke absolviert, längst selbstironisch geworden. Ein Film über sein Leben mit Michael Douglas und Matt Damon in den Hauptrollen wird 2013 ein Kassenhit. Diesen Erfolg bekommt der Pianist und Entertainer nicht mehr mit: Er stirbt am 4. Februar 1987 im kalifornischen Palm Springs mit 67 Jahren an Aids.

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