Kriegsverletzte Soldaten feiern Weihnachten 1944

24. Dezember 1944 - Letzte Weihnacht während des Zweiten Weltkrieges

Stand: 24.12.2019, 00:00 Uhr

"Meine deutschen Volksgenossen und Volksgenossinnen, das deutsche Volk begeht heute sein sechstes Kriegsweihnachten", sagt NS-Propagandaminister Joseph Goebbels 1944 in seiner Weihnachtsansprache.

Seine Durchhalteparolen sollen die Stimmung heben: "In guten Zeiten weiß der Mensch gar nicht, wie viel er in schlechten Zeiten auf sich zu nehmen willig und bereit ist."

Letzte Kriegsweihnacht (am 24.12.1944)

WDR 2 Stichtag 24.12.2019 03:48 Min. Verfügbar bis 21.12.2029 WDR 2


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Deutschland in der Zange

Für die Nazis läuft der von ihnen angezettelte Zweite Weltkrieg ausgesprochen schlecht. Seit der Landung der Alliierten in der Normandie im Juni 1944 rückt die Westfront immer näher. Seit zwei Monaten ist mit Aachen die erste deutsche Großstadt in der Hand der Alliierten.

SS-Offizier Karl Höcker zündet die Kerzen am Weihnachtsbaum im KZ Auschwitz an

SS-Mann im KZ Auschwitz

Im Osten hat im Oktober 1944 die sowjetische Offensive begonnen. Zwei Konzentrationslager hat die Rote Armee schon befreit. Deshalb beginnt die SS im Vernichtungslager Auschwitz mit der Räumung. SS-Mann Karl Höcker hat trotzdem die Muße, sich in Auschwitz-Birkenau am Tannenbaum beim Kerzenanzünden fotografieren zu lassen.

Ardennenoffensive als Strohhalm

Goebbels verbreitet in seiner Ansprache Optimismus und weist auf die Ardennenoffensive hin - der letzte Großangriff, den die Deutschen am 16. Dezember 1944 gestartet haben.

Seine rhetorische Frage lautet: "Welches deutsche Herz wollte nicht vor Stolz in der Christenheit höherschlagen, wenn ich hier unserer Soldaten gedenke, die nun seit über einer Woche im Westen wieder in der Offensive stehen?"

Luftangriffe an Heiligabend

Dabei ist der Krieg längst zurück in dem Land, von dem er ausgegangen ist. "Weihnachten 44 waren hier mehrere starke Luftangriffe, die ich allesamt in einem wackeligen Keller überstanden habe", berichtet eine Augenzeugin aus Bonn.

Auch in Köln heulen am 24. Dezember 1944 die Sirenen. Die amtliche Statistik verzeichnet allein zwischen 18.15 Uhr und 19.25 Uhr den Abwurf von 490 Sprengbomben.

Widerstandskämpfer in Gestapo-Haft

In Berlin erlebt Pfarrer Dietrich Bonhoeffer den Weihnachtsabend 1944 im Gestapo-Kellergefängnis. Er weiß: Adolf Hitler wird ihn wohl hinrichten lassen als Vergeltung für das Attentat vom 20. Juli 1944, in das Bonhoeffer eingeweiht war. Wenige Tage vor Heiligabend hat der Geistliche das Gedicht "Von guten Mächten" niedergeschrieben.

Die sieben Strophen sind als Weihnachtsgruß an seine Verlobte Maria, seine Eltern und seine Geschwister gedacht. Die letzten Zeilen lauten: "Von guten Mächten wunderbar geborgen / Erwarten wir getrost, was kommen mag. / Gott ist bei uns am Abend und am Morgen / Und ganz gewiss an jedem neuen Tag."

Programmtipps:

Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.

"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 24. Dezember 2019 ebenfalls an die letzte Kriegsweihnacht. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.

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