Marionette aus der Kinder-Fernsehsendung "Der Spatz vom Wallrafplatz"

9. September 1969 - Kinderserie "Der Spatz vom Wallrafplatz" erstmals im TV

Stand: 09.09.2019, 00:00 Uhr

Ende der 1960er Jahre nistet sich vor dem WDR-Funkhaus am Kölner Wallrafplatz ein Spatz auf einer Platane ein. Er ist frech, witzig und spricht Berlinerisch. "Der Spatz vom Wallrafplatz" ist eine Puppe und hat am 9. September 1969 seinen ersten Auftritt im ARD-Kinderfernsehen.

Erfunden hat die Figur der Produzent und Regisseur Armin Maiwald - zur selben Zeit wie "Die Maus". Für die Entwicklung der "Sachgeschichten" in der 1971 erstmals ausgestrahlten "Sendung mit der Maus" nimmt der Spatz damals eine Vorläufer-Rolle ein.

Blick in die Erwachsenenwelt

Neugierig und manchmal unverschämt beobachtet der Woll-Sperling mit Kinderaugen die Welt - und erklärt sie. Von der Platane aus fliegt er auf den Bauernhof, zum Uhrmacher oder ins Kaufhaus. Er zeigt den Kindern die Arbeitswelt der Erwachsenen.

Dabei trifft der Spatz selten auf Schauspieler. Er spricht fast ausschließlich mit Personen, die über ihren tatsächlichen Alltag Auskunft geben. Die Stimme leiht ihm dabei der Puppenspieler Rudolf Fischer. "Frech und vorlaut und Berlin - das lag damals eben dicht beieinander", sagt Maiwald. "Außerdem war das ein Dialekt, den der Rudi Fischer einigermaßen drauf hatte."

FS-Serie "Der Spatz vom Wallrafplatz" startet (am 09.09.1969)

WDR 2 Stichtag 09.09.2019 04:13 Min. Verfügbar bis 06.09.2029 WDR 2


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Erfolg mit Folgen

Mit den Jahren wird der Erzählstil temporeicher: "Weil der Spatz überall hingehen konnte, haben wir gedacht, mit ihm an Orte hinzugehen, wo Kinder normalerweise nicht hinkommen", so Maiwald. Der Vogel lässt sich in einer Bank sogar den Kreislauf des Geldes veranschaulichen.

Aus der ganzen Bundesrepublik kommt damals Post in die Redaktion - voll mit Wünschen von Orten, die der Spatz noch besuchen soll. Immer wieder bildet sich beim Dreh auf dem Wallrafplatz sofort eine Gruppe Schaulustiger - die im Bild herumsteht.

Phantom-Team lenkt ab

Am Ende sind Regisseur Maiwald und das gesamte Filmteam selbst um sechs Uhr morgens nicht mehr ungestört. "In den letzten Folgen haben wir sogar mit einem Phantom-Team gedreht", sagt Maiwald. Eine zweite Kamera und ein zweiter Spatz hätten die Aufmerksamkeit auf sich gezogen, damit die Crew ihre Dreharbeiten erledigen konnten.

Ohne diesen Stress wäre die Serie fortgesetzt worden. 1976 wird die Sendung eingestellt. 32 Folgen davon sind erhalten geblieben - ebenso wie die Platane des Spatzes: Sie steht bis heute auf dem Wallrafplatz.

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