Jürgen Becker (l.) und Wilfried Schmickler, Moderatoren der "Mitternachtsspitzen"

17. September 1988 - Erste "Mitternachtsspitzen" im WDR-Fernsehen

Stand: 17.09.2018, 00:00 Uhr

Es ist die am längsten existierende Kabarettsendung im deutschen Fernsehen: die "Mitternachtsspitzen". Bei der Premiere am 17. September 1988 gibt es noch zwei deutsche Staaten, die westdeutsche Hauptstadt heißt Bonn und Helmut Kohl ist dort Bundeskanzler.

In den ersten drei Jahren der WDR-Sendung ist Kabarettist Richard Rogler der Moderator. 1991 hört er nach Ärger mit dem Rundfunkrat mehr oder weniger freiwillig auf. Seinen Platz übernimmt Jürgen Becker, der bis dahin vor allem als Präsident der Kölner Stunksitzung aufgefallen ist.

Start der Fernsehsendung-Sendung "Mitternachtsspitzen" (am 17.08.1988)

WDR 2 Stichtag 17.09.2018 04:16 Min. Verfügbar bis 14.09.2028 WDR 2


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Satire und Anarchie

Becker holt sich Wilfried Schmickler in die Sendung, die im Alten Wartesaal unter dem Kölner Hauptbahnhof aufgezeichnet wird. Zusammen entwickeln sich das Profil der "Mitternachtsspitzen": ein Mix aus scharfer Satire und anarchischem Humor. Das Konzept entsteht in einer Zeit, in der die Grenzen zwischen politischem Kabarett und Klamauk noch scharf gezogen sind.

Später komplettieren Uwe Lyko alias Herbert Knebel und Sabine Pätzold das Kernteam der Sendung. Ihre Sketche und Parodien prägen die "Mitternachtsspitzen" als Rituale. Legendär sind Lyko und Schmickler als "Loki und Smoky" - das Altkanzler-Ehepaar Hannelore und Helmut Schmidt beim hanseatischen Hochleistungsschmöken.

Besonderer Dank an FDP

Rund zehn Folgen jährlich mit drei bis fünf Gästen - das macht bislang rund 400 Sendungen. Ob Dieter Hildebrandt, Hanns Dieter Hüsch, Matthias Beltz oder Harald Schmidt - alle Großen sind zu Gast.

Zum Erfolg haben viele beigetragen. Bei der Jubiläumssendung geht ein besonderer Dank an die FDP. "Mindestens die Hälfte der 30 Jahre haben wir uns an denen abgearbeitet", sagt Becker. "Dann waren die tot, sind aber dann letztes Jahr mit einem neuen Messias wiederauferstanden - wie Jesus, nur mit Haartransplantation."

Gesellschaft verteidigen

Zu den Lieblingsthemen haben in der Vergangenheit auch die katholische Kirche und die SPD gehört. Angesichts der Wahlerfolge von Rechtspopulisten seien mittlerweile allerdings auch andere Pointen erforderlich, findet Becker. "Wir müssen uns von der Attitüde verabschieden, gegen die Gesellschaft zu sein, jetzt müssen wir sie verteidigen."

Programmtipps:

Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.

Stichtag am 18.09.2018: Vor 225 Jahren: Grundsteinlegung zum Capitol in Washington