Das Gemälde von Schöne zeigt Johann Heinrich Pestalozzi <Pädagoge und Sozialreformer, Schweiz>

12. Januar 1746 - Geburtstag des Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi

Stand: 12.01.2021, 00:00 Uhr

"Probieren geht über studieren": Dieser Grundsatz gehört heute zum sprachlichen Allgemeingut. Formuliert hat ihn einer der Ersten Johann Heinrich Pestalozzi.

"Der Mensch muss sich in der Welt selbst forthelfen", notiert Pestalozzi in seinen Schriften. "Dies ihn zu lehren, ist unsere Aufgabe." Mit Sätzen wie diesen wird er zum Begründer der modernen Sozialpädagogik.

Landwirt und Schriftsteller

Geboren wird Pestalozzi am 12. Januar 1746 in Zürich. Das Studium der Jurisprudenz in Zürich bricht er ab, weil er lieber praktisch arbeiten will. Nach einer landwirtschaftlichen Lehre baut er eine moderne Landwirtschaft mit neuen Pflanzen und Düngemethoden auf. Und muss aufgeben: Als er und seine Frau in den 1770er Jahren rund 40 verarmte Kinder zur Ausbildung aufnehmen, wird das finanziell zu viel.

Pestalozzi sattelt um und kleidet seine Ideen als Schriftsteller in Romane. Vor allem "Lienhard und Gertrud" (1781–1787) über eine patriarchalische Dorfgemeinschaft wird international ein Erfolg.

Johann Heinrich Pestalozzi, Pädagoge (Geburtstag 12.01.1746)

WDR 2 Stichtag 12.01.2021 04:16 Min. Verfügbar bis 10.01.2031 WDR 2


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"Erhebung durch Liebe"

Enttäuscht vom Verlauf der französischen Revolution, lässt Pestalozzi von Rousseaus Idee ab, dass der Mensch von Natur aus gut sei. Vielmehr müsse die Erziehung ihn zum guten Menschen machen: Dieses Diktum wird Grundlage seiner neuen Pädagogik.

Pestalozzi übernimmt für kurze Zeit ein Waisenhaus im schweizerischen Stans. Dort entsteht 1799 der berühmte Stanser Brief an einen Freund, Pestalozzis pädagogisches Vermächtnis. Pestalozzi vertritt darin einen ganzheitlichen Ansatz: Er glaubt, dass der Mensch nur lernen könne, wenn er sich in sich selbst finde – mit Kopf, Herz und Hand.

Damit das gelingen kann, formuliert Pestalozzi drei grundlegende Bedingungen: Erziehung gelingt nur, wenn Grundbedürfnisse nach Essen und Sicherheit befriedigt sind. Wenn Kinder die Welt anschauen, anfassen und in ihren Grundprinzipien begreifen. Und wenn sich Kinder geliebt wissen. Die "Erhebung durch Liebe" wird für ihn zum entscheidenden Impuls.

Erzieher der Reichen

In Burgdorf bei Bern richtet Pestalozzi 1800 ein erfolgreiches Erziehungsinstitut für Knaben ein, mit dem er 1805 nach Yverdon-les-Bains umsiedelt. Dort lassen aufgeklärte Adelige ihre Hauslehrer ausbilden, reiche Eltern aus Preußen, Frankreich, Spanien, Russland und Amerika schicken ihre Zöglinge. Endlich kann er seinen ganzheitlichen Lernansatz in die Tat umsetzen. Die Schule besteht bis 1825.

Schon früh beginnt Pestalozzis Stilisierung zum gütigen Pädagogenvater. Aber ehemalige Schüler erinnern sich auch an die Bartstoppeln des ungepflegten Mannes um die 70, die sie pieken, wenn er sie herzt. Und auch die Züchtigung ist nur auf dem Papier abgeschafft. Pestalozzi stirbt 1827 mit 81 Jahren.

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